MANUEL ANTONIO QUEPOS


Heute haben wir den längsten Ritt der ganzen Reise vor uns. Wir müssen gut 300 Kilometer bis zur nächsten Station zurücklegen. Unser Weg führt uns zu unserer nächsten Unterkunft direkt am National Park Manuel Antonio. Um elf Uhr fahren wir los und diese Tour ist mal wieder sehr schön. Wieder einmal können wir erfahren, wie schön, ja gepflegt, dieses Land ist. Nirgendwo sieht man Müll, wir kommen vorbei an Ananasplantagen, riesigen leuchtend grünen Wiesen mit und ohne Kühen und passieren einen ewig breiten Fluss, auf dessen Sandbank in der Mitte Flamingos stehen und nach Futter suchen. Wir fahren durch Alleen, wie man sie aus den Südstaaten Amerikas kennt und auch der Fuhrpark Costa Ricas erinnert stark an die Vereinigten Staaten, denn hier fahren unzählige der riesigen Amerikanischen Trucks in allen möglichen Farben und die gelben Schulbusse auf den Straßen. Sogar die typischen Coca Cola Trucks kann man hier sehen. Die Menschen sind übrigens sehr freundlich und sowie man ihnen zulächelt, lächeln sie zurück. 





















Ungefähr fünfzig Kilometer bevor wir unser Ziel erreichen, sehen wir Straßenverkäufer, die Vino de Cojos anbieten und wir vermuten, dass es sich dabei um Palmwein handelt, wie wir ihn schon in Afrika gekostet haben. Beim nächst besten Straßenstand, den ein uralter Mann mit braunem faltigem Gesicht betreibt, der so aussieht, als würde er noch selbst die Palmen erklimmen, halten wir an, und machen uns in gebrochenem Spanisch verständlich. Er verkauft tatsächlich den vergorenen Palmensaft, der ähnlich wie unser Federweißer schmeckt, und pro Flasche will er umgerechnet zwei Euro haben. Wir kaufen drei Flaschen und runden großzügig auf. Während der ganzen Verständigungsprozedur sind wir die Attraktion der direkt angrenzenden Bushaltestelle, denn alle Wartenden beobachten interessiert und amüsiert unser Treiben. Die Flaschen kommen hinten in den Kofferraum und nach ungefähr einer Stunde Fahrt hören wir ein verhängnisvolles Plopp und wissen, wir sollten umgehend anhalten. Die Gärung setzt die Flaschen unter Druck und eine davon hat ihm nachgegeben. Als Thomas von den anderen Flaschen den Druck ablässt, spritzt uns der Saft den Kofferraum voll und ich bin froh, dass wir immer wohlweislich Babypopotücher im Auto haben, um die Sauerei wegzuwischen. Für den Rest der Fahrt nehme ich die Flaschen zu mir nach vorn und lasse alle zehn Minuten den Druck ab.

Schließlich erreichen wir unser Hotel unweit vom Meer, wo die Wellen viel höher sind als in Tamarindo, und beziehen unser Hotel; lautstark begrüßt von den Brüllaffen, die hier wohnen, und gleich auf dem Parkplatz begegnet uns ein Leguan, der ganz gemächlich seines Weges zieht. Thomas, Nico und ich gehen dann allein essen und es schmeckt hier ganz ausgezeichnet. Nico wählt das Thunfischsteak, Thomas den gegrillten Red Snapper und ich bekomme Veggie Burritos, mit Gemüse gefüllt, die endlich mal gut gewürzt sind. Das ganze ist nicht billig, hat aber richtig gut geschmeckt. Während wir essen, läuft ein kleiner Affe über das Stromkabel neben dem Restaurant und es ist tatsächlich Herr Nilson von Pipi Langstrumpf.










Am nächsten Tag wollen wir zu einem Strand, der ein „Geheimtip“ sein soll, aber wie es so ist mit den Geheimtips, sind sie erst einmal veröffentlicht, sind sie es nicht mehr. Von einer Straße führt ein schmaler Weg durch den Dschungel immer bergab, und schließlich erreichen wir einen Strand, der recht schön ist, aber auch relativ gut besucht und die geschäftstüchtigen Einheimischen vermieten Schirme und Strandliegen. Da können wir genauso gut zu dem Strand vor unserem Hotel gehen. Aber immerhin sehe ich auf dem Weg zum ersten Mal, wie die Schlangenfrucht wächst, die ich in Asien immer so gern esse. Der Stamm ist genauso stachelig wie die Frucht selbst. Leider gibt es sie hier nirgends zu kaufen. 








 














Da sich langsam Hunger breit macht, kehren wir beim „Express Burrito“ ein. Die Zubereitung ist alles andere als express, aber sie sind wenigstens sehr lecker. Dann packen wir unsere Sachen und machen es uns am Hauptstrand von Manuel Antonio gemütlich. Die Männer kaufen einem fliegenden Händler eine Packung Zigarren ab und wir Frauen machen ein kurzes Fotoshooting mit Palme, während die Jungs sich im Meer vergnügen. Als es langsam dunkel wird, leert sich der Strand, so können wir über die ganze Breite Frisbee spielen, bis es zu dunkel wird, um ihn noch zu erkennen. Abschließend gehen wie alle zusammen ins Meer vor einer sagenhaften Kulisse. Der Himmel hat sich mal wieder zugezogen und wird von unzähligen Blitzen durchzuckt. Da wir aber keinen Donner hören, scheint das Gewitter weit genug weg zu sein, um uns nicht gefährlich zu werden. Das Licht von der Straße reicht aus, um noch genügend zu erkennen. Wir stürzen uns in die anbrandenden Wellen mit ihren weißen Schaumkronen und haben einen Heidenspaß. Zurück im Hotel gehen wir gleich noch alle zusammen in den Pool, den wir bald für uns allein haben. Wir machen verschiedene Wettrennen durch den Pool. Die Männer nehmen uns Frauen und Nico nimmt Luca Huckepack. Das machen wir noch in verschiedenen Varianten und auch auf den Schultern stehen usw. 











































Für das Abendessen suchen wir uns das denkbar schlechteste Restaurant aus, weil unser gutes vom Vortag bereits um acht Uhr schließt. Drei von uns haben anschließend Bauchschmerzen und mir ist sogar schlecht. Und das will was heißen, denn ich habe schon sehr zweifelhaft schmeckendes Wasser in Indien oder lose verkauftes Eis in Thailand schadlos überstanden. Und teuer war es auch noch.


Der nächste Tag steht unter einem ganz bestimmten Motto. Rene hatte den dringenden Wunsch, während seines Aufenthaltes unbedingt Faultiere und Tukane zu sehen. Beides ist uns bisher noch nicht geglückt. Deshalb engagieren wir für einen Wucherpreis einen zertifizierten Guide des Nationalparks Manuel Antonio, der mit einem Fernrohr ausgerüstet ist, müssen obendrein noch Eintritt bezahlen und dann geht es los. Die Tour dauert zwei Stunden. Wir sehen nichts besonders aufregendes, was wir nicht in dem anderen Park schon gesehen hätten. Es sind auch ziemlich viele Leute unterwegs und zur Hochsaison muss man sogar zwei Stunden am Eingang auf Einlass warten, wie uns der Guide erzählt. 






















































Immerhin sind die roten Waldkrebse dabei, Fledermäuse und der Regenbogengrashüpfer. Und dann endlich, als die Tour schon fast vorbei ist, sehen wir tatsächlich noch ein Faultier, wie es unbeweglich auf einem Ast liegt. Wir erfahren, dass es auf dem Boden unglaublich langsam - für einen Kilometer braucht es einen ganzen Monat - im Wasser allerdings ein recht schneller Schwimmer ist. Am Ende der Tour liegen auch die zwei schönsten Strände von Manuel Antonio und dort laufen uns noch zwei Waschbären über den Weg. Sie wurden beide von Biologen mit Halsbändern versehen, um sie zu Studienzwecken identifizieren zu können. Der eine hat Badegästen eine ganze Packung Toastbrot geklaut und vertilgt es genüsslich. Nicht umsonst tragen sie die gleichen Masken wie die Panzerknacker von Entenhausen. Der Tukan hat sich leider nicht blicken lassen.



















































Weil wir inzwischen alle Hunger haben, fahren wir erneut zum „Burrito Express“ und dann die Sensation: Kaum haben wir uns platziert, macht uns ein anderer Gast darauf aufmerksam, dass sich im Baum direkt vor dem Restaurant zwei Tukane niedergelassen haben. Bevor wir sie fotografieren können, sind sie allerdings schon zu einem weiter entfernten Baum geflogen, deshalb ist die Qualität des Bildes nicht besonders gut, aber immerhin. Mission erfüllt! 











Zurück im Hotel fängt es bald an zu regnen, so dass wir ein letztes Bad im Meer ausfallen lassen. Für das Abendessen gehen wir in das Restaurant unseres Vertrauens, wo Thomas Nico und ich am ersten Abend gegessen haben und werden erneut nicht enttäuscht. Während des Essens fängt es wie aus Eimern an zu schütten und hört auch nicht mehr auf. Costa Rica weint, weil wir nach Hause fahren müssen.


























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