DAS KITE FESTIVAL IN SANUR




Wieder heißt es Koffer packen, aber weil wir alle ziemlich lange geschlafen haben, erledigen wir das heute vor dem Essen und nehmen das Gepäck gleich mit und verstauen es im Auto. Ausgecheckt ist auch schnell, denn bezahlt hatten wir ja schon. Von allen Hotels auf dieser Reise hat das Ramada das beste Frühstück. Erstens ist es ein Buffet und zweitens hat es eine große Auswahl. An der Eierststion traue ich meinen Augen nicht, denn dort steht die selbe Frau, die damals vor 7 Jahren in diesem Hotel auch schon die Eier zubereitet hatte und die Nico mit seinen 8 Jahren innig geliebt hat. Er stand oft bei Ihr und hat ihr zugesehen, wie sie all die Omelettes, Spiegeleier und Waffeln zubereitet hat und sie war immer so lieb zu ihm. Einmal hat sie ihn sogar zu sich hereingebeten und er durfte die Spiegeleier für Thomas selbst zubereiten. Wir hatten sie liebevoll "Eierfrau" genannt und uns auch schon beim letzten Besuch in Bali gefragt, was wohl aus ihr geworden ist. Wir sprechen sie an und sie scheint sich an uns zu erinnern und ist wieder so lieb und herzlich und dann ganz untröstlich, dass wir schon abreisen. Ich mache ein Foto von ihr mit Nico und werde es ihr zusammen mit dem Bild, das ich damals von den beiden gemacht habe per Email schicken. Sie erzählt uns, dass sie inzwischen drei Kinder hat, deshalb geben wir ihr fast alle restlichen Luftballons; ein paar brauchen wir noch als Wasserbomben für den Pool.

Diese Begegnung beschwingt uns für den Tag und wir machen uns auf den Weg, dem Blowhole eine letzte Chance zu geben. Aber schon auf der Hälfte des Fußweges dorthin sieht man an dem Strandabschnitt, dass der Wasserstand noch tiefer ist als gestern, also können wir uns den Weg sparen. Ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass die Höhe der Fontänen gar nicht so sehr vom Wasserstand abhängen, sondern wohl eher davon, wie stark und hoch die Wellen sind. Vermutlich kommt man hier eher zur Regenzeit auf seine Kosten, wenn das Meer rauer und die Strömungen stärker sind. Also zurück zum Auto und nach kurzer Zeit sind wir auf dem Bypass und können durch die Lagune bis nach Sanur brausen. Hier werden wir die letzen vier Tage unserer Reise verbringen und kaum ist man weg von der Touristenhochburg, klappt es auch wieder gleich mit dem ersten Hotel. Es ist nicht ganz billig, aber so ist das leider im südlichen Teil Balis, dafür aber sehr schön und geschmackvoll mit Holzmöbeln im alten Balinesischen Stil eingerichtet und mit wunderschönen Zimmertüren, die uns ein wenig an Indien erinnern. Im Inneren des Hotels ist es wunderbar ruhig, obwohl wir mehr oder weniger mitten in der Stadt wohnen und sich in unmittelbarer Nähe unzählige Restaurants und Bars befinden, ist die Straße nicht voll mit Autos, sondern die Umgebung des Hotels angenehm entspannt. Genau das haben wir jetzt nach den letzten zwei Tagen gebraucht.




 Auch hier haben wir wieder ein offenes Bad

















Da das Zimmer noch nicht ganz hergerichtet ist, gehen wir noch eben essen und landen bei einem kleinen Inder. Uns fällt auf, dass wir in den Indischen Restaurants immer die einzigen Westler sind. Außer uns scheinen dort nur Indische Touristen zu speisen. Ein weiterer Grund für unsere Rückkehr nach Sanur ist das Kite Festival, das hier seit einer Woche stattfindet und heute ist der letzte Tag. Das wollen wir uns unbedingt ansehen. Gegen vier fahren wir zum Strand, wo es abgehalten wird und parken das Auto auf dem großen Parkplatz. Sofort überwältigt uns die einzigartige Atmosphäre dieses Ortes. Es ist eine Mischung zwischen Sportevent und Volksfest. Die vielen verschiedenen Teams sind einheitilich gekleidet und warten entweder um ihre Drachen sitzend, auf ihren Einsatz oder sind schon dabei, ihre Geschöpfe in die Luft zu bringen. Es gibt viele Zuschauer und rund um den Platz herum Buden mit Essen und Trinken. Ganze Familien sind hier unterwegs und es herrscht eine fröhliche ausgelassene Stimmung. Man kann sich auf dem ganzen Platz frei bewegen, der sich bis hinunter zum Strand erstreckt.



































  


Es heißt, die Balinesen kommunizieren durch die Drachen mit ihren Göttern und wie ich schon am Anfang meines Reiseberichtes erzählt habe, gibt es an der Küste so viele Drachen am Himmel, dass man kaum einen Flecken findet, von dem aus kein einziger zu sehen ist. Angeblich wid über das Drachensteigen auch um das Ansehen der verschiedenen Nachbarschaften und Gemeinden gekämpft. Dafür geht aber niemand auf ein Feld oder eine andere freie Fläche. Nein, man lässt den Drachen direkt vor seinem Haus, auf der Straße oder wo man sonst gerade Lust hat steigen. Das Bali Kite Festival besteht aus mehreren Events, die üblicherweise zwischen Juli und August, manchmal aber auch bis Oktober stattfinden; bezeichnenderweise zum Start der windigen Jahreszeit. Es ist eines der Highlights des Balinesischen Festkalenders und geht Hand in Hand mit anderen kulturellen Events und dem Bali Arts Festival. 

An verschiedenen Tagen nun gibt es Wettkämpfe in unterschiedlichen Kategorien. Hunderte von wetteifernden Vereinen kommen von der ganzen Insel zusammen, um ihre traditionellen Drachen steigen zu lassen, ebenso wie internationale Teams, die mit modernen Ausführungen in verschiednen Formen und Größen antreten. Was einmal als saisonales landwirtschaftliches Festival begonnen hatte, um dem Himmel für die reiche Ernte zu danken, hat sich weiterentwickelt zu einer Stätte für Jugendgruppen, die ihre Kite Teams aussenden, um ihre Kräfte im Wettkampf zu messen und damit Sponsorengelder zu gewinnen. Der traditionelle Balinesische Drachen ist gigantisch und hat sich im Laufe der Zeit zu bombastischer Größe entwickelt mit einer Weite von 4 und einer Länge von 10 Metern. Es gibt aber auch Varianten, solche wie der "Janggan" Typ, deren Schwänze bis zu 100 Meter oder länger sind. Sie werden gemeinschaftlich in den Gemeindehallen der Dörfer von den Jugendlichen gebaut und dabei beaufsichtigt von den älteren. Das Gerüst besteht aus Bambus, die Stoffe sind für alle vorgegeben und viele versehen ihren Drachen noch mit einem kunstvoll aus Holz geschnitzten Drachenkopf. Transportiert werden diese Ungetüme üblicherweise mit dem Traktor und benötigen dafür eine spezielle Begleitung für die schmalen Straßen Balis bis hin zum Festivalplatz am Mertasari Beach.










































Wir sehen drei klassische Formen. Erstens den am weitesten verbreiteten in der traditionellen Form eines Fisches. Zweitens einen, der aussieht wie ein Körper mit Taille aber ohne Extremitäten und drittens die Vogelform, mit kürzeren und runderen Flügeln aber mit dem bis zu 100 Meter langen Schwanz. Dieser ist die größte Herausforderung für die Teams, denn es werden mindestens ein Dutzend Jungs und Männer benötigt, um sie zu halten. Nico wird von einem Team aufgefordert, mal einen mitzuhalten, und man kann dabei sehen, wie anstrengend das ist, weil eine enorme Kraft von dem Drachen ausgeht. Die Kategorien, in denen die Teams gegeneinander antreten sind "bester Aufstieg", "bestes Design" und "längster Flug". Für die Starts werden mit dünnen Schnüren Bahnen gezogen, damit sich die Teams nicht in die Quere kommen, denn die Drachen werden zur selben Zeit gestartet, begleitet vom Jubel der Zuschauer. Das ist ein tolles Schauspiel und gleichzeitig ein Gänsehauterlebnis, wenn sich die farbenprächtigen Riesen zeitgleich in die Lüfte erheben und man die Teams kämpfen sieht, ihren Drachen so lange wie möglich in der Luft zu behalten. 












































Dafür müssen sie mit der Schnur oft bis ins Meer hineinlaufen. Das Auffangen der niedergehenden Drachen wird ebenfalls und vor allem vom eigenen Team von Jubel begleitet, denn die in monatelanger Mühe und Arbeit gebauten Werke sollen nicht kaputt gehen.  Das ganze wird begleitet von kleinen traditionellen Orchestern, die zu einigen der Teams zu gehören scheinen, und den Ansagen des Sprechers der Jury, an der alle Teilnehmer, nach Abschluss der Flüge stolz mit ihren Drachen vorbei paradieren. Kurz bevor die Sonne untergeht, ist die Vorstellung beendet und die Teams packen ihre Drachen sorgfältig zusammen, um sie mit lautem Gehupe wieder abzutransportieren.
























 



Völlig begeistert von diesem Erlebnis kommen wir zu unserem Auto und müssen feststellen, dass wir von parkenden Autos umstellt sind und nicht rausfahren können. Was tun? Bei einer klapprigen Kiste probiert Thomas die Tür aus und siehe da, sie lässt sich öffnen. Vielleicht hat der Besitzer sie sogar mit Absicht offen gelassen? Also Handbremse gelöst und das Auto so weit weggeschoben, dass wir rausfahren können. Genial, oder?

Nach dem Duschen gehen wir gleich gegenüber vom Hotel in ein einfaches Warung, um dort zu Abend zu essen. Auch hier traut sich außer uns kein Tourist hinein sondern nur Einheimische essen um uns herum. Das Essen ist ungewöhnlich billig und eigentlich nur Thomas ziemlich zufrieden, denn er hat zu seinem gegrillten Fisch 3 verschiedene Saucen bekommen, die sich jeweils im Schärfegrad steigern und sehr authentisch Indonesisch schmecken. Die zwei Speisen, die ich bestelle, waren bisher nirgends schlecht zubereitet, weil es eigentlich etwas ganz einfaches ist, hier aber ist der Morning Glory versalzen und die gebratenen Sprossen viel zu fettig. Aber der absolute Lacher ist Nicos Ente. Ich hatte ihm schon prophezeit, dass er für umgerechnet 2 Euro nicht allzu viel erwarten sollte und schon kommt ein Stückchen eitel Haut und Knochen, zunächst kaschiert von einer riesigen Blase Panade drum herum, die aber so bröselig ist, dass alles beim ersten in die Hand nehmen abfällt. Nico kann ein wenig am Knochen nagen und hat wenigstens noch den trockenen Reis dazu.

Zurück im Hotel lese ich uns noch die Indonesische Gute Nacht Geschichte vor, die der Zimmerservice um siebzehn Uhr zusammen mit einer kleinen Süßigkeit vorbei gebracht hat. Sie ist recht kurz, beginnt wie bei uns die Märchen, wartet aber mit einer lehrreichen Moral von der Geschichte auf. Das bekommen wir jetzt täglich und mir gefällt das.



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