SCHNORCHELN BEIM WRACK VON TULAMBEN


Nach zwei Tagen ist es wieder an der Zeit weiterzuziehen. Wir packen unsere Koffer und gehen noch ein letztes Mal beim veganfreundlichen Cafe essen. Das hatte Nico sich so gewünscht, damit er die Falaffel und Samosas nochmal essen kann. Auf einer großen Tafel an der Wand dürfen wir uns mit bunter Kreide verewigen. Dann geht es los nach Tulamben. Dort befindet sich einer der am stärksten frequentierten Tauchspots von ganz Bali und da wollen wir nun auch endlich mal schnorcheln gehen. 

Nun muss ich aber mal einen kleinen Exkurs einschieben. Da wir uns nun schon eine Weile auf Bali bewegen, ist uns einiges aufgefallen, was sich verändert hat. Wir haben das Gefühl, als gäbe es einen neuen Verkehrsminister, der viele Missstände, die auf Bali geherrscht haben, beseitigt hat. Da wäre natürlich als erstes der Bypass zu nennen, den ich bereits früher erwähnt habe. Besonders wenn man im Süden wohnte und von dort aus weg wollte, war das jedesmal ein stundenlanges Unterfangen, durch das Nadelöhr an dem einen zentralen Punkt vorbei zu kommen, von dem aus es in alle Richtungen geht. Das war meistens eine üble Quälerei mit viel Warten im Stau. Das hat sich komplett geändert, denn nun hat man freie Fahrt direkt an die Ostküste, ohne sich erst an Kuta vorbei quälen zu müssen.

Desweiteren fällt uns auf, dass inzwischen alle Ortschaften, egal wie klein sie sind, am Ortseingang ein neues Schild aufgestellt haben, auf dem der Ortsname zu lesen ist. Damals als wir nur mit Karte unterwegs waren, wäre es schön gewesen, wenn man hin und wieder gewusst hätte, in welchem Ort man sich eigentlich gerade befindet. Auch wird nicht mehr von hinten gehupt, wenn man an einer roten Ampel anhält, was uns vor fünf Jahren noch ständig passiert ist. Und nicht zuletzt scheint es endlich Helmpflicht für Mopedfahrer zu geben. Das hat früher keine Sau interessiert; diesmal sehen wir nicht einen einzigen Fahrer ohne Kopfschutz. Wahrscheinlich gibt es dafür saftige Strafen zu zahlen und da fahren die Balinesen lieber mit Helm. Diese Entwicklungen finden wir sehr erfreulich. Wir müssen unbedingt herausfinden, wer dafür verantwortlich ist.

Die Fahrt dauert ungefähr zwei Stunden und ich bin sehr erleichtert, dass die kleine Bungalowanlage, die ich für uns ausgesucht habe, etwas für uns frei hat. Ich hatte ewig recherchiert und dann einige Hotels angeschrieben, von denen aber nur zwei reagiert haben. Das eine ist ausgebucht und das andere hatte nur noch ein Zimmer frei, das uns nicht gefallen hat. Insofern war das reine Glückssache. Wir bekommen einen der zwei noch freien Bungalows. Er ist nicht so geräumig wie der letzte, dafür haben wir aber auch hier wieder ein offenes Bad. Man duscht sozusagen unter freiem Himmel und der Preis ist sensationell günstig für Bali, denn Bali ist ganz schön teuer geworden.


























Da er noch nicht hergerichtet ist, gehen wir noch schnell Mittagessen in einem unerfreulichen Warung mit muckscher Bedienung und eher unerfreulichem Essen und fahren danach mal direkt neben unserem Hotel einen engen Weg bis fast zum Strand hinunter. Der sieht hier schon wieder ganz anders aus. Er besteht hauptsächlich aus schwarzen Steinen von verschiedenster Größe, Bruchstücken unterschiedlicher Korallenarten und kleinen Muscheln. Nico findet einen dicken makellos weißen eiförmigen Stein, der eine ganz poröse Oberfläche hat und mit dem man auf den schwarzen Steinen malen kann. Vielleicht ist es aber auch ein großes rundgeschliffenes Stück Koralle, denn für Bimsstein ist er nicht leicht genug. Steinstrände sind ja eigentlich für die meisten Leute eher unattraktiv, aber uns gefällt es hier, zumal wir wissen, dass die schwarzen Steine von der Lava stammen, die der Agung bei seinem großen Ausbruch 1963 bis hierher geschleudert hatte.

Schließlich beziehen wir dann mit Sack und Pack unser Häuschen. Gleich bei unserer Ankunft werden wir vom Sofa der Nachbarterrasse krächzend angemaunzt und schon kommt ein hübscher charmanter rotgestreifter Kater mit Knickschwanz zu uns rüber, fordert energisch Streicheleinheiten und pflanzt sich vertrauensselig auf einen drauf, macht Milchtritt und nuckelt uns der Reihe nach das T-Shirt nass. 








Katzenmutti, die ich nunmal bin, mache ich ihm als erstes die Augen und die Ohren sauber. Ich nenne ihn Roderich, wegen des roten Fells. Dann verpennt er den Rest des Tages auf unserem Sofa, während wir uns in und am Pool entspannen. Das Abendessen wird wesentlich leckerer und mit freundlicher Bedienung. Wir landen im Safety Point, den ein Deutscher Auswanderer betreibt. Hier wurde das Wrack duf die Wand gemalt, so wie man es beim Tauchen sieht. Als wir alle fertig gegessen haben, spielen wir noch zwei Runden Billard und beschließen den Tag für heute.









Am nächsten Tag sind Thomas und ich bereits seit halb sieben Uhr wach, deshalb wecken wir Nico gegen acht, weil wir am Vormittag, bevor das Meer wieder wilder wird, endlich schnorcheln gehen wollen. Für Nico ist es das erste Mal und das wird dann auch gleich ein richtiges Highlight. Direkt vor dem Strand von Tulamben liegt das Wrack des Cargoschiffs "SS Liberty". Sie wurde Anfang Februar 1944 von zwei japanischen Torpedos getroffen, sank aber nicht, sondern wurde nur beschädigt. Nach den beiden Torpedotreffern wurde die Liberty von zwei Begleitschiffen in Richtung des Hafens Singaraja geschleppt. Hier sollte es in erster Linie darum gehen, die Ladung zu löschen. Plötzlich aber kam schweres Unwetter auf und die Liberty konnte nicht mehr stabil im Wasser gehalten werden. Langsam aber sicher lief das Schiff voll. Der Kapitän beschloss, das Schiff vor Tulamben auf Grund zu setzen. Das funktionierte wie geplant und bald lag die Liberty stabil und aufrecht auf Grund. Schnell wurden die Ladung und alle weiter verwendbaren Teile gelöscht. Bis zum 16. März 1963 sollte sie dort liegen, ein Wahrzeichen am Strand. An diesem Tag brach der Agung aus: Mehr als 1.500 Menschen starben, 85.000 verloren Haus und Hof, und die Lava erreichte schnell die Gegend um Tulamben. Das auf den Ausbruch folgende Erdbeben und ein Lavastrom kippten die Liberty zuerst auf die Seite und schoben sie dann langsam zurück ins Meer bis knapp unter die Wasseroberfläche, wo sie heute noch liegt - quasi vor unserer Haustür.

Ausgerüstet mit Flossen, Taucherbrille und Schnorchel laufen wir die paar Meter zum Strand hinunter und tauchen dann ein in die Unterwasserwelt. Bereits wenige Meter vom Strand entfernt sieht man schon die ersten bunten Fische; mal vereinzelt, mal im Schwarm, mal groß, mal klein, mal in leuchtenden Farben, mal ganz einfach. Nico wird einmal sogar von einem Fisch angestupst.  Korallen gibt es hier kaum, sondern viele große Lavasteine und Vasenschwämme. Um das Wrack zu sehen, muss man gar nicht weit hinaus schwimmen. Wo es genau liegt, kann man daran erkennen, wo sich die anderen Taucher und Schnorchler tummeln. Die Form eines Schiffes erkennt man nicht, denn es liegt auf der Seite. Von den vielen Tauchern, die viel weiter unten und auch zum Teil in das Wrack hinein tauchen können, steigen an manchen Stellen unzählige Sauerstoffblasen auf, so dass man sich manchmal vorkommt wie im Whirlpool. Aber auch hier sind es nicht zu viele Leute, als dass man den Spaß daran verlieren würde. Als wir wieder rauskommen, sagt Nico zu uns, dass er gern den Tauchschein machen würde und wir fassen das mal für den nächsten Urlaub ins Auge. Und für den nächsten Urlaub besorgen wir uns definitiv auch eine Actioncam, mit der man auch unter Wasser Bilder machen kann. Es ist sehr schade, dass ich davon hier nichts einstellen kann.

Vom Schnorcheln haben wir alle mächtig Hunger bekommen, also gehen wir erstmal bei Joe's Safety Point was futtern. Dann wollen wir uns auch einmal Amed ansehen. Dort hatte ich ursprünglich nach einem Hotel für uns gesucht, aber irgendwie nichts gefunden, was mir zugesagt hatte, deswegen sind wir auf Tulamben ausgewichen. Amed ist wohl das Zentrum dieses Tauchspots hier an der Ostküste mit vielen Tauchschulen und Diving Resorts. Der Ort ist trotz allem noch ein Fischerdorf und befindet sich in einer Lagune. Der Strand ist auch steinig aber grau und das Meer ist natürlich wesentlich ruhiger. Trotzdem gefällt es uns hier irgendwie nicht, deshalb gehen wir zurück zum Auto. 





  








Auf dem Weg dorthin kommen drei kleine schäbig angezogene Kinder zu uns und wollen uns irgendetwas verkaufen. Die tun uns sehr leid aber man soll das ja nicht unterstützen, also geben wir ihnen auch kein Geld. Aber zurück im Auto blasen wir ein paar Luftballons auf und als Thomas die Kinder heran winkt, kommen sie freudig kreischend auf uns zu gerannt und von irgendwo her noch zwei weitere Kinder. Nico gibt jedem einen Luftballon und es ist so süß wie brav jedes von ihnen sich mit "Thank you" und einem strahlenden Lächeln bedankt. An ihrer Lage können wir freilich nichts ändern, aber wenigstens haben wir ein kleines Stückchen Spaß in ihren Tag gebracht.
 
Entspannung am Pool muss auch mal sein und so verbringen wir den Nachmittag. Roderich, der eigentlich Mappu heißt, gesellt sich auch zu uns und pennt dann irgendwann bei Nico auf der Liege ein. Wir essen ein letztes Mal bei Joe und spielen ein paar Runden Billard. Morgen geht es schon wieder weiter auf unserer Tour.




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