IM OSTEN BALIS


Am gestrigen Tag sind wir eigentlich nur nach Candidasa umgezogen. Auf dem Weg dorthin, haben wir am Black Sand Beach von Kusamba halt gemacht, wo wir 2009 und 2011 auch schon waren. Es hat sich kaum etwas geändert. Kusamba ist ein kleines Fischerdorf, von wo aus auch Boote nach Nusa Penida übersetzen. Es ist umgeben von Reisfeldern und vom Tourismus komplett verschont geblieben. Der schwarze Lavasandstrand war und ist noch immer ein Geheimtip. Solch einen schwarzen und glitzernden Sand habe ich bisher nirgendwo anders gesehen und das Meer ist auf dieser Seite Balis tiefblau. Die bunten Balinesischen Fischerboote mit den seitlichen Auslegern heben sich kontrastreich von dem schwarzen Strand ab, wenn sie auf dem Trockenen liegen. 





















Leider liegt hier inzwischen ziemlich viel Müll herum und zum Baden sollte man keinesfalls ins Meer gehen, denn hier herrscht die gefährlichste Strömung der Insel, wie uns vor Jahren ein Einheimischer erklärt hatte, der besorgt angerannt kam, als Nico ins Wasser ging, um uns darauf aufmerksam zu machen. Weiter als bis zu den Oberschenkeln sollte man nicht hinein gehen. Wir schwelgen in Erinnerungen. Gegen den kleinen Hunger bekommt Nico eine Portion Sate von einer kleinen Bude. Die muslimischen Frauen, die sie zubereiten, verstehen kein Englisch, aber ein freundlicher Herr hilft uns mit seinen Übersetzungen. Die Spieße sind köstlich und erfüllen das ganze Auto mit ihrem würzigen Duft, allerdings auch recht scharf, was eher ungewöhnlich ist. Aber egal, Hauptsache lecker.

Candidasa liegt im Osten Balis im Bezirk Karangasem. Ohne den Zwischenstop sind es ungefähr 1 1/2 Stunden Fahrzeit, denn wir kommen ziemlich gut durch. Das erste Hotel, das wir anfahren, gefällt uns vom Gesamtpaket her nicht. Die Anlage ist sehr schön, aber das Zimmer recht karg und zum Frühstück gibt es nur American Breakfast. Das passt uns allen nicht, also geht es weiter rein nach Candidasa. Dort essen wir aber zunächst mal was und zwar im netten bunten kleinen Cafe Refresh, das viele vegane und vegetarische Gerichte anbietet. Hier komme ich voll auf meine Kosten, aber auch die Männer wählen fleischfreie Gerichte und sind ebenfalls zufrieden.
















Und dann haben wir schon mit dem zweiten Hotel Glück, denn es sagt uns eher zu. Wir beziehen unseren ungewöhnlich großräumigen Bungalow, wo das Extrabett richtig viel Platz hat und nicht irgendwo reingequetscht werden muss. Vor dem Abendessen gehen wir vor an den Strandbereich des Hotels und machen es uns in einem der Pavillons gemütlich und lesen. Später sehen wir einen schönen Sonnenuntergang über den Hügeln, der den Himmel in ein tolles Blau taucht und die restlichen orange-gelben Strahlen spiegeln sich im Meer wider. 

















Hier bleiben wir, bis es komplett dunkel ist und gehen anschließend auf der Hauptstraße etwas essen.  Wir sind dann beizeiten im Bett, denn für den nächsten Tag haben wir einiges geplant.

Leider gibt es auch in diesem Hotel kein Frühstücksbuffet so wie wir es am liebsten haben, sondern man kann nur a la carte bestellen, entweder vegetarisch, Indonesisch oder Amerikanisch. Bei der sehr kleinen Bungalowanlage in Sanur kann ich das ja noch verstehen, aber dieses Hotel ist größer und mit uns komplett ausgebucht, denn wir haben das letzte verfügbare Zimmer bekommen. Nun ja, Frühstück wird sowieso überschätzt, also isst Thomas ein paar Eier, ich trinke Papayasaft und Nico mag auch nichts essen. Aber die morgendliche Aussicht ist sehr schön.













Gegen neun sitzen wir schon im Auto und steuern als erstes den Wasserpalast Taman Ujung bei Amlapura an. Wir bezahlen ein paar Rupiah Eintritt und besichtigen dann die Anlage. Der Park um die zwei großen Wasserbecken mit der schönen langen Brücke und den angelegten Wegen mit Bäumen, Pflanzen, Säulen und Statuen ist insgesamt 10 Hektar groß. In der Mitte des einen Bassins ist ein Pavillon gebaut, das dem König und seiner Familie zum Schlafen, Entspannen und als Familienzimmer diente. Über die reich verzierte Brücke kann der Pavillon besichtigt werden. Im zweiten Becken ist ebenfalls eine Insel angelegt mit einem Bale, einem traditionellen Balinesischem Gebäude mit offenem Dach.








Baubeginn war 1919, der Raja I Gusti Bagus Djelantik gab den Rückzugsort für sich und seine Familie in Auftrag.  Im Laufe der Zeit wurde der Komplex immer wieder erweitert und wurde größer als ursprünglich geplant: Ein zweites Becken kam hinzu und auch die Parkanlage wuchs. 1921, noch während der niederländischen Besetzung Indonesiens, wurde der königliche Wassergarten-Komplex eröffnet. Die Becken dienten damals allerdings nicht als königliches Schwimmbad, sondern in ihnen wurden Anhänger von schwarzer Magie und Hexerei bestraft. Beim Ausbruch des Vulkans Gunung Agung im September 1963 wurde der Wasserpalast durch heiße Asche stark zerstört. Weitere Zerstörungen richtete ein Erdbeben 1979 an, viel war vom einst prächtigen Palast nicht mehr übrig. Die Regierung und die königliche Familie setzten sich ein für den Wiederaufbau und mittlerweile ist der Wasserpalast wieder aufgebaut und kann besichtigt werden.








Bei sengender Hitze müssen wir einige Stufen erklimmen, um das ganze Gelände von oben betrachten zu können. Die Angestellten sind eifrig dabei, herunter gefallene Blätter und Frangipaniblüten zusammenzukehren und dafür zu sorgen, dass die gesamte Flora tiptop gepflegt ist. Dann geht es eine andere Treppe wieder hinunter.


















Im Auto wird die Klimaanlage auf volle Pulle gestellt, um uns wieder runterzukühlen. Da wir aufgrund der Frühstücksmisere inzwischen Hunger haben, steuern wir das "Bali Asli" im Hochland von Karangasem an. Hier gibt es feinste authentische Balinesische Küche in Bioqualität mit einer großartigen Aussicht über das grüne Tal auf den Agung, der nur selten seinen Gipfel zeigt. Das liebevoll mit Naturmaterialien eingerichtete offene Restaurant  bietet zwei verschiedene Menüs an.




















Als Appetizer gibt es selbst gemachte Gemüsechips mit drei verschiedenen Sößchen. Auf einem Bananenblatt werden die verschiedenen Speisen angerichtet. Für die Zubereitung werden Fleisch, Obst und Gemüse täglich frisch vom Markt gekauft oder aus dem eigenen Garten geerntet. Wir sind alle sehr zufrieden mit unserer Wahl. 















Ein kleines Highlight ist auch die zur einen Seite hin offene Toilette. Während man sich erleichtert, schaut man durch das saftige Grün hindurch auf den Agung.








Derartig gestärkt geht es weiter zum Pura Lempuyang im gebirgigen Osten Balis. Der gesamte Komplex besteht aus insgesamt sieben einzelnen Tempeln, die in einem Umkreis von etwa vier Kilometern entlang der Berghänge verteilt liegen. Pura Luhur Lempuyang wird zur Gruppe der heiligsten Tempel Balis gezählt. Der javanische Hindu-Priester Empu Kuturan soll den Tempel im 11. Jahrhundert als einen der vier Hauptrichtungstempel errichtet haben. Er ist einer der sechs Nationaltempel Balis. Sein Ruf als schwer erreichbarer Tempel mit Tausenden von Treppenstufen, die zu ihm führen, ist legendär. Auf dem Weg dorthin schrauben wir uns den Berg hoch und fahren durch eine Gegend, in der die Menschen ein ganz einfaches Leben führen und nicht finanziell vom Tourismus profitieren können wie im Süden.

 Als wir an den ersten Kindern in einem Dorf vorbei fahren, halten wir an und Nico verteilt die mitgebrachten Matchboxautos. Dabei werden es immer mehr Kinder, die "Hello" rufend auf uns zugelaufen kommen, so dass die Tüte recht bald leer ist. Aber wir haben noch einen Sack mit Luftballons dabei und verteilen die auch noch, damit diejenigen, die leer ausgegangen sind auch noch etwas bekommen. Bald haben alle Kinder einen aufgeblasenen Luftballon in der Hand und sie bedanken sich alle ganz brav mit "Thank you" wie sie von einem freundlichen Mann mit Baby auf dem Arm geheißen werden.








Am Eingang zum Tempel angelangt, wird uns erzählt, dass eine komplette Begehung der Anlage ungefähr vier Stunden dauert. Das wollen wir uns nicht antun und sind auch froh, dass wir unsere eigenen Sarongs dabei haben, sonst hätten wir welche ausleihen müssen. Das finde ich sehr unappetitlich, denn bei dem Aufstieg wird gut geschwitzt und die Dinger wandern dann von Tourist zu Tourist. Also binden wir uns alle unser Röckchen um, entrichten eine Spende in freiwilliger Höhe und betreten die Tempelanlage. Wir begnügen uns mit dem Aufstieg zum ersten Tempel, dem beeindruckenden weißen Tempel Pura Penataran Agung. Das ist neu für uns, denn die meisten Tempel auf Bali sind aus dunklem Stein gebaut. Zunächst erreicht man ein Plateau, von dem aus man durch das Tor auf den Agung blickt. 






















Zu der eigentlichen heiligen Stätte begibt man sich auf einer der drei parallel nach oben verlaufenden Treppen, die beidseitig gesäumt sind von unzähligen Statuen. Durch das feuchte Klima hat der weiße Stein, der für den Bau des Tempels verwendet wurde, großflächig Patina angesetzt und gibt dem ganzen die Anmutung eines verwunschenen Dschungelpalastes, wie man ihn sich im Dschungelbuch vorstellt.


 















Durch eine kleine Tür pro Treppe gelangt man auf den oberen Bereich und hat nun einen Blick über die ganze Tempelanlage. Hier befinden sich die Opferstellen und ein freundlicher Herr ist dafür zuständig uns mitzuteilen, welche Bereiche wir nicht betreten dürfen. Auch hier fällt wieder auf, dass die Balinesischen Tempel anders als zum Beispiel die Indischen Hindutempel oder die Buddhistischen immer etwas leicht unaufgeräumtes haben und ohne die verschwenderische Pracht auskommen.  Das hat seinen ganz eigenen Charme. Von der einen Seite aus kann man bis hinunter zum Meer schauen. 
























Wir sind einmal mehr begeistert davon, dass uns diese kleine Insel, die wir nun schon das dritte Mal besuchen, immer noch mit Neuem überraschen kann. Beim Ausgang liegen die ganzen Leihsarongs ausgebreitet auf dem Boden, wahrscheinlich damit der Schweiß der Träger trocknet und nun bin ich erst recht froh, dass wir diese Dienstleistung nicht in Anspruch nehmen mussten. Also Tip von mir: Für Tempelbesichtigungen immer ein eigenes Tuch dabei haben. Beim Hardy's zum Beispiel gibt es richtig schöne für gerade mal einen Euro.

Für unser nächstes Ziel geht es wieder bergab und noch weiter hinein ins Landesinnere, wo wir wieder atemberaubende Aussichten auf grüne Täler und Reisterrassen genießen können. Es geht durch kleine Dörfer, wo die Nelken, die hier angebaut werden, auf Tüchern am Straßenrand getrocknet werden und immer wieder auch zu riechen sind.



















 







Wir machen uns auf die Suche nach einem kleinen Canyon mit Wasserfall, das ist aber gar nicht so einfach, denn wir dachten, das seien zwei nah beieinander liegende Orte. In einem Ort machen wir neben einem kleinen Tempel halt, zu dem ein riesenhafter heiliger Baum gehört, um uns bei den Einheimischen nach dem Weg zu erkundigen, die uns aber alle nicht weiterhelfen können, weil sie das Englische Wort für Höhle nicht kennen. Wohl aber weisen sie uns den Weg zum Wasserfall.


















Weil wir den Canyon nicht finden, begeben wir uns schließlich zum ausgeschilderten Wasserfall und siehe da, der Wasserfall ist im Canyon. Auf übermäßig hohen Treppenstufen geht es hinunter in die Schlucht bis zum Zugang zu dem schmalen Spalt im Gestein. Hier muss man aufpassen, denn es wird glitschig und steinig. 
























Unten angelangt zieht man besser die Schuhe aus und watet durch das Wasser weiter. Die Felsen sind zum großen Teil komplett mit Flechten überzogen und an einer Stelle muss man sich durch einen Spalt zwängen, um weiter zu kommen. Am Ende gelangt man dann zu dem Wasserfall, wo das Wasser auf einer Breite von ungefähr 5 oder 6 Meter an einer etwa 15 Meter hohen Wand hinunter rauscht. Man kommt sich vor wie in einer Höhle, denn an dieser Stelle gibt es nur eine kleinere Öffnung nach oben.



















Hier wie auch bei den anderen beiden Sehenswürdigkeiten von heute sind außer uns nur vereinzelt andere Menschen unterwegs und das, obwohl zur Zeit Hochsaison ist. Der Osten Balis scheint bei weitem nicht so beliebt zu sein wie der total überlaufene Süden, wo man zum Beispiel in Uluwatu oder Tanah Lot stets von Menschenmengen umgeben ist. Uns gefällt das natürlich sehr gut und auch das ist ein anderes Gesicht von Bali, das wir jetzt kennenlernen.

Das war dann auch genug Programm für heute, also treten wir den Heimweg an. Zurück im Hotel wird geduscht und dann gehen wir an der Hauptstraße essen.



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