Jetzt ist uns allen nach einem ordentlichen Frühstück, also machen
wir uns auf den Weg. Von meiner Schwägerin, die hier vor einem Jahr war, haben wir
eine ungefähre Wegbeschreibung zum Cliff, scheinen aber den schmalen
Abzweig verpasst zu haben. Deshalb fragen wir einen nett aussehenden
Herrn, der vor seinem Laden steht, an dem aufgeblasene Luftballons
hängen, nach dem Weg. Er zeigt ihn uns und der Durchgang ist tatsächlich
so schmal, dass man ihn glatt übersieht. Er ist nicht mal einen Meter
breit; man muss zwischen zwei Mauern, sich unter den überhängenden
Pflanzen duckend, hindurch gehen.
Da wir einfach weiter geradeaus
gehen, geraten wir auf den nicht umzäunten und deshalb nicht als solchen
erkennbaren Hof von einer zahnlosen schwachsinnigen Alten, die uns
sofort auf Malayalam ankeift und von ihrem ärmlichen Grund und Boden
scheucht. Um ihr so schnell wie möglich zu entrinnen, nimmt Nico den
kürzesten Weg, der ihn über die auf dem Boden als eine Art Ersatzzaun
übereinander gelegten und bereits vertrockneten Palmwedel führt. Dabei
rammt er sich unglücklicherweise eine von den Blattspitzen in die
Fußsohle und kann dann nur noch humpeln.
Wir kehren beim Juice
Shack ein, den Steffi auch empfohlen hat, aber so recht können wir ihre
Begeisterung nicht teilen. Der schmierige dicke Besitzer ist etwas
aufdringlich, der Kaffee ist ganz ok, der Bananen-Pfannkuchen gut, aber
das WiFi elendig lahm und die Omelettes nicht gerade berauschend. Thomas
meint, das war eher ein mit Eiern ummantelter Tomatensalat. Das Lassi
war auch nicht doll. Hier werden wir wohl nicht wieder hingehen.
Am Cliff
Auf der Suche nach einem ATM und einem Supermarkt schlendern wir am
Cliff entlang. Das Meer präsentiert uns starke Wellen, es weht eine
angenehme Brise, Weißkopfadler ziehen ihre Kreise über dem Wasser auf
der Suche nach Beute und die in feinen Tropfen aufschäumende Gischt, die
die Fernsicht auf den Hauptstrand von Varkala verschleiert, erinnert
uns ein weiteres Mal an Sri Lanka. Von dem Weg kann man steil nach unten
blicken, wo der eine oder andere röckchengewandete Inder sein Glück
beim Angeln versucht. Wir laufen ein gutes Stück vor bis zu dem großen
Platz, der als Helipad und Parkplatz dient. Nicht weit davon entfernt,
schnappen wir uns unser erstes Tuk Tuk, in dem ein Fahrer sitzt, der bei
unserem Anblick strahlt wie ein Honigkuchenpferd.
Gut gelaunt,
denn Tuk Tuk fahren macht immer Spaß, knattern wir ins Zentrum von
Varkala, vorbei am malerischen Tempelsee, der sich zu Füßen der heiligen
Anlage erstreckt. Es wird gehupt was das Zeug hält, von vorne, hinten
und von der Seite, beim Überholen, beim Fahren und beim Stehenbleiben,
ob man Grund hat oder nicht. Der Blinker unseres Tuk Tuks
vervollständigt mit seinem Höllenlärm diese Kakophonie. Zunächst muss
Thomas Geld abheben; derweil schieße ich verborgen in unserem kleinen
Vehikel die ersten Bilder des Straßenlebens von Varkala.
Kopflast undefinierbaren Inhalts
Im Supermarkt gibt es alles was wir brauchen: grünen Tee, Milch,
Moskitospiralen, leckere Chips, anständige große Becher, interessante
und leckere Bananenchips mit Salz und Kurkuma gewürzt (die schmecken
auch Nico), eine Karaffe für die Milch, denn die gibt es hier wie bei
uns früher nur in weichen Tüten, Tonic und Cola. Für Bier und andere
alkoholische Getränke muss man in Indien zu den staatlich lizensierten
Buden, in die man nicht hinein gehen kann, sondern lediglich vor dem
vollständig vergitterten Verkaufsraum seine Bestellung bei dem
hochherrschaftlichen und dem sich seiner herausragenden Sonderstellung
in der indischen Gesellschaft bewussten Angestellten abgeben. Das Ganze
spielt sich in der etwas finsteren unbefestigten von uns so genannten
Biergasse ab, in die die Inderlein beständig mit wehenden Röckchen
eilen, so als fürchteten sie, nichts mehr zu bekommen oder als sei es
ein Riesengewinn, den Vordermann noch schnell zu überholen, um beim
Anstehen eine Minute zu sparen.
Die Inder können sich mit ihren
zusammen gekratzten Kröten nur jeweils ein Bier leisten, das dann auch
noch schamhaft in Zeitungspapier eingewickelt wird, als ob man nicht
schon an der Form erkennen würde, worum es sich handelt. Thomas verlangt
gleich sechs Bier und auch dafür wird ihm nur Zeitungspapier angegoten.
Großartige Idee! Thomas bekommt dann doch noch einen Karton.
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