Als wir gestern Abend noch ein wenig im Zimmer lesen wollen und die Klimaanlage einschalten, fängt die an zu röhren wie ein Traktor. Dies wird begleitet von Stromausfällen im Minutentakt, also Licht an, Licht aus, Licht an usw. Da Thomas beim Essen nicht besonders wohl war, ist er auch nicht sonderlich scharf auf stundenlanges Geschaukel auf einem Kamel, denn eigentlich war für heute die Kamelsafari mit Übernachtung in der Wüste geplant. Also hält uns nichts weiter in Pushkar und wir treten den Rückweg an.
Die Straße raus führt uns wieder über die
Serpentinen, die sich den Berg rauf und wieder runter winden und ständig
sieht man Affen auf Häusern und Mauern herumturnen. Kurz vor Ajmer
haben wir einen herrlichen Blick in das Tal auf die Stadt und den dazu
gehörigen großen See. Am Ufer angelangt sieht man viele Menschen, die
sich selbst und ihre Wäsche im Wasser waschen und die Kleider auf den
Metallzäunen zum trocknen aufhängen. Die Fahrt durch Ajmer ist eine
hochkonzentrierte Schinderei. An einer Stelle quetscht sich ein Mann mit
seinen sechs Eseln auf der Hauptverkehrsstraße mitten zwischen die
Autos und es wird wie gewohnt gehupt, ob notwendig oder nicht, ganz egal
und gedrängelt und gequetscht. Selbstverständlich sind in allen
Ortschaften immer auch Kühe mitten auf der Fahrbahn unterwegs und auf
dem Highway liegen sie auf dem Mittelstreifen oder überqueren ihn
gemächlich. Ansonsten kommen wir aber gut durch bis Jaipur. Das glaubt
man nicht, daß ausgerechnet in Nordindien die Autobahnen von allen
Asiatischen Ländern, in denen wir bisher waren, am wenigsten befahren
sind. Auch den Großraum von Jaipur bringen wir relativ flott hinter uns.
Da wir nicht die ganze Strecke bis Bharatpur, unsere nächste Station in
der Nähe von Agra, durchfahren wollen, habe ich uns bei Dausa ein Hotel
gesucht.
Was eigentlich nur als Notlösung gedacht war, entpuppt
sich als wahre Perle. Das Umaid Lake Palace Hotel ist ein Palasthotel,
befindet sich zwar in der Nähe der Autobahn, ist aber auf der Rückseite
bereits im ländlichen Gebiet. Innen ist alles marmorgefliest und
riesengroß. Ebenfalls hintenraus, wie unser Zimmer, ist ein Pavillon,
der zum Restaurant gehört. Man blickt auf die Felder, wo gearbeitet wird
und ein paar Jungs kommen mit gepflücktem Gras winkend und rufend
vorbei. Dort essen wir zu Abend. Da wir zur Zeit die einzigen Gäste
sind, erst gegen Abend sollen ein paar indische Reisende ankommen, gesellen sich
alle Angestellten zu uns und man kommt ins Gespräch. Für den ärmlichen
Jungen, der auch auf dem Feldweg entlang läuft, erbitten sie zwanzig
Rupien. Obendrein geben wir ihnen Kugelschreiber, Spielzeugautos und
Luftballons für die Kinder in der Umgebung, die wir immer dabei haben
und zeigen ihnen, wie man die Ballons quietschten lässt. Darüber sind
sie ganz erstaunt und lachen und probieren die Aufziehautos auf dem
Boden aus.
Als es anfäng zu dämmern, wollen die Angestellten uns etwas zeigen und führen uns über unbenutzte Treppen nach oben bis aufs Dach, von wo aus man eine weite Sicht in alle Richtungen hat. Es herrscht so eine friedliche Stimmung mit all dem Vogelgezwitscher um uns herum und die freundlichen Leute vom Hotel. Beim Rundgang auf dem Dach entdecken wir am Balkon eines Zimmers ein riesenhaftes Biennennest und das Gebrumm ist bis zu uns nach oben zu hören. Wahrscheinlich interessiert das keinen, da wegen der geringen Auslastung immer genügend andere Zimmer zur Verfügung stehen.
Das riesige Bienennest
Für heute machen wir dann nichts mehr, sondern sitzen nur
noch auf dem Balkon, genießen die Ruhe und die vielfältig zirpenden
Vögel. Unweit unseres Balkons lassen sich grüngelbe papageienartige
Vögel im Baum nieder und weil hier viele Blumen wachsen, gibt es auch
schöne große Schmetterlinge. Die Klimaanlage ist leider der kleine
Bruder von der in Pushkar.
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