Da wir heute ausnahmsweise mal alle richtig früh auf sind, können wir links vom Balkon die knallorange Sonne aufgehen sehen, während der Vollmond rechts immer noch am Himmel steht. Nach dem Frühstück geht es los nach Bharatpur.
Vorher machen wir aber noch einen Abstecher zur
Stufenquelle Chand Baori von Abhaneri. Sie wurde zwischen dem achten und
neunten Jahrhundert gebaut und ist eine der tiefsten und größten
Indiens. Sie sind einzigartig auf der Welt und wurden hier in Abhaneri
erfunden, um Regenwasser zu sammeln. DIe Stufenquellen dienten als
Wasserreservoir und Ort der Abkühlung. Das Wasser wurde auch genutzt für
die rituelle Waschung vor dem Betreten des Harshat Mata Tempels gleich
nebenan. Das Wasser tief unten ist grasgrün, man darf aber die Stufen
leider nicht mehr betreten um hinunter zu gehen.
Um wieder zurück
auf den Highway zu kommen, machen wir einen kleinen Umweg und fahren
durch die Dörfer. Die Fahrt auf der Landstraße ist richtig idyllisch.
Rechts und links erstrecken sich die Weizenfelder, von denen sich die
dort arbeitenden Frauen in ihren bunten Saris farbenfroh abheben. Die
Ernte wird mit übermäßig beladenen Kamelkarren oder Traktoren
transportiert und an einer zentralen Stelle von einem urtümlichen
Apparat gedroschen. Ein weißgewandeter Alter mit Turban und seine Frau
treiben ihre Ziegenherde die Straße entlang, so dass es eng für uns
wird. Auch hier verschenken wir die aufgeblasenen massa-Luftballons und
die Kinder bedanken sich mit strahlenden Gesichtern. Überall wird
freundlich gewunken und gegrüßt. Die Schulen haben gerade Pause, oder
unterrichten im Freien und der Eisverkäufer mit seinem Wägelchen wird
von Kindern belagert. Viel zu früh müssen wir wieder auf die große
Straße, nehmen aber sehr schöne Eindrücke mit.
Die Hotelsuche in
Bharatpur entwickelt sich zu einer kleinen Odyssee. Da wir den genauen
Standort von Hotel Nummer eins nicht gespeichert haben, müssen wir
mehrmals die außerordentlich hilfsbereiten Einheimischen nach dem Weg
fragen. Es hat aber nur einen schäbigen Balkon über einem stinkenden
Boden und nebenan wird gebaut. Hotel Nummer zwei (es ist ein
wunderschöner umgebauter Palast) finden wir erst nach mehrmaligem
Nachfragen und es ist leider ausgebucht. Beim dritten, dem Hotel The
Bagh haben wir endlich Glück und es gefällt uns sogar ausnehmend gut.
Auch dies ist ein Heritage Hotel und In der riesigen Gartenanlage, wo
Pfauen die Wege entlang stolzieren, befinden sich die im Mogulstil
erbauten Wohneinheiten. Wir bekommen ein schönes großes Zimmer. Obwohl
hier alles blitzsauber ist, umschwirren uns ab mittag die Fliegen und am
Abend haufenweise Mücken. Wir besorgen es ihnen zwar ordentlich mit dem
Britzelgerät, aber es kommt einer Sisyphosarbeit gleich. Der Kampf ist
nicht zu gewinnen. Wahrscheinlich ist der gut gegossene Garten daran
schuld.
Kaum sind wir am Pool, stellen sich hinter der Hotelmauer
auf einem erhöhten Platz zwei Spanner ein, beobachten interessiert mich
im Bikini und das Treiben der Jungs im Pool. Wenn das für sie
interessant ist: Bitte schön. Unser Abendausflug endet auch nicht so wie
geplant, da Thomas die Straße ins Zentrum rein im Dunkeln nicht fahren
will, und das will schon was heißen, denn wir sind einiges gewohnt. Nur
halb beleuchtet reiht sich in einer Mondlandschaft von Straße ein
Schlagloch ans andere, mitten auf dem Weg tauchen unbeleuchtet
herumstehende Handwagen auf, rechts und links sind die Händler und die
Autos, die uns entgegenkommen, haben alle Fernlicht aufgeblendet, so
dass man erst recht nichts mehr sieht. Wir entschließen uns dazu, die
große Straße ums Zentrum herum zu fahren. Immerhin bekommen wir Getränke
und Geld. Aber es gibt nicht ein einziges normales Restaurant und damit
meine ich die offenen Garküchen. Nur Geschäft an Geschäft, die
hauptsächlich Autozubehör, Kloschüsseln, Möbel und anderes Zeug
verkaufen. Unverrichteter Dinge müssen wir wieder zurück fahren und
leider im Hotel essen.
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