Gegen elf verlasssen wir Jaipur und fahren nach Pushkar. Die Autobahn ist gut ausgebaut und nur wenig befahren. Ganz selten gibt es mal enge Stellen, aber den größten Teil der Strecke können wir mit 100 - 120 kmh "durchbrettern". Wir müssen durch Ajmer durch, wo es wieder gewohnt voll und laut ist. Als wir auf die Stadt zufahren, werden wir angehalten und sollen zwanzig Rupien Steuern bezahlen. ob das an unserem Nummernschild liegt? es müssen nicht alle bezahlen, viele donnern einfach rechts vorbei.
Auf der Suche nach unserem Hotel ist auf den Straßen
Pushkars wieder alles unterwegs, was zwei bis vier Beine hat. Leider ist
es komplett ausgebucht. Vielleicht sollte man doch vorreservieren, was
einen dann aber in der flexiblen Reiseroute einschränkt. Also wieder
zweite Wahl. Wir nehmen das Pushkar Fort Hotel, das im Stil eines Forts
erbaut wurde. Es liegt auch außerhalb der Stadt, deshalb ist es hier
sagenhaft ruhig und die Anlage eigentlich ganz schön. Leider haben wir
keinen Kühlschrank im Zimmer aber wenigsten können wir vor der Hütte
sitzen. Das Zimmer ist auch relativ klein, so dass das Extrabett mitten
rein gequetscht werden muss. Bezahlen muss man gleich mit Cash und zwar
mehr als in der Luxusvilla in Jaipur. Wahrscheinlich bleiben wir hier
nur für eine Nacht.
Unsere "Terrasse" im Forthotel
Gegen Abend machen wir uns auf den Weg ins
Stadtzentrum, denn wir wollen zum heiligen See. Wieder, denn diesmal
kommen wir aus der anderen Richtung, sollen wir die Steuer entrichten.
Als Thomas sagt, dass wir vorhin schon bezahlt hätten, will der unsere
Quittung dafür sehen, die wir natürlich! nicht bekommen hatten. Ich
denke mal, das hat Methode. Ich muss meinen wutschnaubenden Gatten
zurückhalten. Es geht nicht um die zwanzig Kröten, sondern darum, dass
man uns einfach abzocken will.
Wir können nicht direkt bis zum See
fahren und laufen das letzte Stück. Am See zieht man die Schuhe aus, um
die Ghats betreten zu dürfen. Dabei bekommt man eine Blechschale mit
Blüten, rotem und gelbem Pulver, Reiskörnern und Zucker in die Hand
gedrückt. Jetzt gedachten wir eigentlich meditativ am Wasser sitzend die
Stimmung zu genießen, aber zuerst quatscht uns einer voll, der mir
alles möglich über Pushkar erzählt, was ich aber alles schon weiß. Als
ich ihm das sage zieht er ab und der nächste kommt, um das Ritual mit
uns zu vollziehen. Er schmiert uns rotes Pulver an die Stirn und klebt
die Reiskörner drauf. Dann müssen wir die Hände falten und ihm alle
möglichen Worte nachsprechen, der Eltern gedenken und noch einiges mehr.
Es folgt ein ellenlanger Vortrag warum und für welche Zwecke wir Geld
spenden sollen, so dass Thomas bald genug hat und angenervt die Donation
bezahlt, damit wir gehen können.
Gegen die ganze Prozedur hätte
ich nichts einzuwenden gehabt, wenn sie wenigstens einer der heiligen
Männer vollzogen und uns danach verlassen hätte. Dieser aber hatte ein
stinknormales Hemd und Hose an und hat nicht aufgehört uns voll zu
schwallen. Einfach nur ruhig am See sitzen war überhaupt nicht möglich.
Die Gassen sind auch voll von Touristen und Geschäften für diese, es
herrscht also wenig Urtümlichkeit. Immerhin sind die Händler überhaupt
nicht aufdringlich und die angebotenen Waren recht schön.
Um nicht
ganz umsonst hergefahren zu sein, setzen wir uns in ein sehr schönes
Rooftop Restaurant, von dem aus wir einen sehr schönen Blick über die
Dächer der Stadt und den See haben. Hier genießen wir den
Sonnenuntergang, die Aussicht und das Essen. Über Lautsprecher schallen
hin und wieder irgendwelche Ansagen - wahrscheinlich für die Betenden -
zu uns herüber, die Lichter der Stadt und der Tempel werden vom See
reflektiert und rechts von uns streiten sich drei Affen um das kärgliche
Grün des Baumes, auf dem sie sitzen. Unter uns ziehen Menschen und Kühe
durch die Gassen, deren Geschäfte mit bunten Lichtern auf sich
aufmerksam machen und im Hintergrund dudelt angenehme Indische Musik.
Was
jetzt so toll an Pushkar sein soll, haben wir noch nicht feststellen
können. Liest man die Berichte anderer Reisender, finden sie es entweder
ganz toll oder schrecklich. Im Moment befinde ich mich irgendwo
dazwischen.
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