Heute bin ich das erste Mal gelaufen und zum Glück war Rene dabei,
der eine Lauf-App auf seinem Handy hat, die die Strecke anzeigt. Mit
einigen kurzen Unterbrechungen für die Orientierung sind wir 7 km
gelaufen und ab da gehend in der Gegend rum geirrt, weil man nirgends in
die Richtung abbiegen konnte, wo wir hingemusst hätten. Irgendwann sind
wir auf der Hauptstraße des Ortes gelandet und wussten nicht, in
welcher Richtung unser Hotel liegt. Wir haben uns deshalb von Thomas mit
dem Auto abholen lassen. Ich kam mir vor wie "Die kleine Cristina und
der kleine Rene wollen aus dem Bälleparadies abgeholt werden". Der Hohn
hielt sich zum Glück in Grenzen. Ich habe dann mit Thomas die
ursprünglich geplante Strecke einmal abgefahren und morgen wollen wir
die Stellen, wo ich abbiegen muss, irgendwie markieren. Landschaftlich
war es unheimlich schön. Viele Reisfelder liegen auf der Strecke und im
Hintergrund sieht man den Berg mit einer bodentiefen Wolke davor oder
man läuft durch das Dorf, wo man an jedem dritten Haus von Hunden
angebellt wird. Vom Klima her war es auch wesentlich angenehmer als
erwartet.
Zur Abwechslung hatte Luca heute seinen Langschlaftag,
deswegen sind wir erst gegen zwei in die Stadt gefahren. Wir haben ein
Restaurant gesucht, wo man Schawarma essen kann. Wir haben auch direkt
daneben geparkt, es aber nicht erkannt, weil das Schild vom Parkplatz
aus nicht einsehbar war. Wir sind dann in die Straße rein gelaufen, auf
der bereits die Buden für den alltäglichen Night Bazar aufgebaut wurden
und sind schließlich in einem leider etwas touristischen Restaurant gelandet.
Aber wir hatten inzwischen alle richtig Hunger. Das Essen war ganz OK
aber überteuert und dafür zu wenig. Während wir dort waren, kam ein
Sintflut artiger Regen runter und hielt so lange an, bis die Straße
total überschwemmt war. Und weil Chiang Mai das mit den Drainagen für
die Straßen nicht hinbekommt, stand das Wasser dort 30 Zentimeter hoch.
Als
es endlich aufhört, gehen wir ein Stück weiter, denn genau dort ist der
Laden, in dem wir vor ein paar Jahren Nicos Lieblingshosen gekauft hatten. Dafür müssen wir
aber die unter Wasser stehende Straße überqueren. Weil ich mich davor
ekele, trägt mich mein Kavalier wie eine Braut über die Schwelle auf die
andere Straßenseite. Wir finden den Laden und Nico sucht sich die
Lieblingshose in vier verschiedenen Farben aus. Zurück auf dem Parkplatz
stellen wir fest, dass wir an dem ursprünglich ausgesuchten Restaurant
vorbei gelatscht sind. Aus der Stadt heraus geht es nur quälend langsam, wahrscheinlich sind wir in den Pendlerverkehr geraten.
Außer Ilka und Rene hat niemand Interesse an Abendessen, deshalb
fahren die beiden allein ins Dörfli und essen an einer der kleinen Buden
eine Nudelsuppe. Die Kinder spielen Billard und das war es dann auch
für den Abend.
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich nur schnell
eine Dose Lackfarbe im Big C kaufen, deshalb lassen wir die Kinder im
Hotel und wir Erwachsene fahren allein in die Stadt. Schneller als
erwartet finden wir, was wir suchen und decken ins noch mit Knabberzeug
und Getränken ein. Weil wir uns so ziemlich um die Ecke vom Schawarma
Restaurant befinden, starten wir einen neuen Versuch. Warum der Laden
auf Tripadvisor von weit über 1000 bewerteten Restaurants auf Platz 25
gelandet ist, erschließt sich uns nicht, denn es stinkt dort nach
Frittenfett und dort essen nur Touris, was immer ein schlechtes Zeichen
ist. Also gehen wir wieder raus und zum nahe gelegenen Iraki Restaurant.
Das hat im ersten Stock gegenüber der Markthalle des Night Bazar einen
großen offenen Essbereich, wo man sich auf erhöhten Plätzen auf
Matten liegend das Essen servieren lässt. Wir bestellen eine bunte
Mischung von Kebab, Schawarma, Tabouleh, Tapsy, Knoblauchbrot und Curry
und haben eine gute Sicht auf das Treiben unten auf der Straße. Warum
die Stände des alltäglich stattfindenden Nacht Bazars jeden Tag auf- und
wieder abgebaut werden ist uns ein Rätsel.
Mit einem leicht
schlechten Gewissen fahren wir wieder zurück ins Hotel und wähnen unsere
Kinder halb verhungert, dem ist aber nicht so. Sie haben die Zeit
genutzt um mal ohne elterlich angeordnete Zwangspausen ihrer
"Spielsucht" zu frönen. Doof nur, dass beide dachten, dass der jeweils andere
mit uns mitgefahren sei und sie so nicht zusammen gespielt haben. Thomas und ich fahren nun meine 6 km
Laufstrecke ab und damit ich mich ohne Rene und Handy nicht verlaufe,
sprühen wir an den markanten Stellen dicke pinkfarbene Pfeile mitten auf
die Straße. Rene und Ilka verabschieden uns mit den Worten, dass sie
uns dann wohl mit Terpentin und Lappen aus dem Gefängnis abholen müssen,
aber die Thais sind eher amüsiert ob unseres Treibens. Ein älteres
Mütterchen winkt uns sogar freundlich zu, nachdem Thomas die Straße
markiert hat.
Dann schmeiße ich mich in meine Sportklamotten und
laufe die Strecke einmal ab. Weil der Himmel über Nacht und den halben
Vormittag mal wieder alle Schleusen geöffnet hatte, ist es unglaublich
schwül, aber ich quäle mich durch. So eine schöne Laufstrecke werde ich
wohl so schnell nicht wieder haben. Der Weg führt mich zum Teil entlang
der Reisfelder und durchs Dorf. Ab und zu strömt mir der Duft der
Frangipaniblüten oder der kochenden Thais in die Nase. Es geht vorbei an
einem kleine Tempel, einer Kirche, bellenden Hunden, faul in der Sonne
liegenden Katzen, gackernden und krähenden Hühnern und einmal läuft
sogar eine Kakerlake mit mir um die Wette.
Zum Abendessen fahren
wir wieder ins Dorf und finden eigentlich auch ein schönes Restaurant,
wo man diese Dinger bekommt, die unten mit Brühe gefüllt sind und oben
drauf alles mögliche gebrutzelt werden kann. Ich weiß nicht wie die
heißen. Zur Auswahl gibt es aber fast ausschließlich Fleisch und Fisch.
Die Aussicht nur etwas Kohl und Pilze in Brühe zu essen zu bekommen,
begeistert mich allerdings nicht, also gehen wir wieder. Das können die
anderen ja mal machen, wenn ich keinen Hunger habe. Wir gehen dann in
die kleine Markthalle im Dorfzentrum, in der ausschließlich Essen von
verschiedenen Ständen angeboten wird. Wir finden alle etwas passendes zu
Essen und Thomas besorgt uns tolle Smoothies. Ich finde es schade, dass
es diese Markthallenkultur so bei uns nicht gibt. Die drei in Berlin,
die ich kenne, kommen da nicht ran.
Zurück im Hotel spielen wir
alle zusammen unser legendäres Action Mau Mau, bei dem man sich bei
bestimmten gelegten Karten zum Affen machen muss. Gegen Mitternacht geht
es ins Bett, denn für den nächsten Tag ist ein Ausflug nach Chiang Rai
geplant. Es sind 180 km zu fahren und deshalb wollen wir zeitig los.
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