Nach dem heutigen Auschecken im Hampton ist es zum Einchecken ins El
Rancho noch zu früh, deshalb besuchen wir den Gallup Fleamarket. Der ist
aber nicht doll. Leider gibt es nichts originelles, wie man es bei
einem Flohmarkt erwarten würde. Billiger Schmuck, Kunststoffdecken, alte
Reifen, Sonnenbrillen, Billigklamotten und anderer schnöder Tand. Die
Fressbuden verkaufen Mexikanisches Essen auf Navajo Art zubereitet und
das frittierte Brot der Indianer, das mit verschiedenen Toppings belegt
wird. Fast alle Buden und Verkaufsstände werden von Indianern betrieben -
zum Teil sitzt die halbe Familie auf Klappstühlen dabei - und auch die
Besucher sind fast ausschließlich Indianer. Das scheint hier der
Samstags-Zeitvertreib zu sein. Als wir zurück zu unserem Auto gehen,
sehen wir halb im Gebüsch liegend eine versoffene Gestalt mit runter
gerutschter Hose ihren Rausch ausschlafen.
Ein Beispiel der
Rassendiskriminierung durch die Amerikaner erfahren wir, als Thomas im
Safeway Supermarkt in der Alkoholabteilung, die eine eigene Kasse hat,
Bier kauft. Nur die Indianer müssen um Alkohol kaufen zu dürfen, ihren
Ausweis vorzeigen und die Postleitzahl ihres Wohnortes angeben. Übrigens
befinden wir uns hier im Gebiet der Navajos, die eindeutig die Mehrheit
der Bewohner bildet. Weiße wie wir sind eher die Ausnahme. Das ist aber
nur recht und billig, denn schließlich hat ihnen das Land einmal
gehört. Die uns überall umgebende Prärie bietet genügend Spielraum, sich
die früheren Zeiten vorzustellen, in der riesige Büffelherden durchs
Land zogen und die Indianer mit ihren Tipis immer hinterher.
Das
Highlight des Tages ist dann das Hotel, das ich gestern schon
beschrieben habe. Mit viel Liebe zum Detail hat man den alten Charme des
Hauses erhalten und an den Wänden hängen unzählige Portraits der alten
Filmstars. Um zu unserem Zimmer im dritten Stock zu gelangen, bringt uns
der Rezeptionist mit dem Fahrstuhl nach oben. Das Ding ist so
altertümlich, dass man den Gästen die Bedienung wohl nicht zutraut.
Zuerst wird die schwere Außentür zugeschoben, dann das Gitter und dann
muss ein Drehhebel betätigt werden, damit der Fahrstuhl sich in Bewegung
setzt. Wir wohnen im Robert Hutton Zimmer, den kenne ich nicht aber
gleich nebenan ist Rita Hayworth. Das Zimmer ist auch recht schön und
groß genug; also auf jeden Fall hat es zur Abwechslung mal etwas
Charakter. Die Fenster muss man zum Öffnen nach oben schieben und damit
sie offen bleiben klemmt Thomes Bierdosen darunter. Auch eine kleine
Kochnische gibt es und ein winziges Bad. Die Eismaschine ist im
Erdgeschoss, wo man mit einer Schaufel aus einer riesigen Truhe das Eis
raus schaufelt. In der Lobby gibt es Sitzgelegenheiten deren Arm- und
Rückenlehnen aus den Hörnern von Longhorne Rinder gefertigt wurden und
gleich am Eingang steht ein altes Klavier, wo "Spiel es noch einmal Sam"
die Gäste beklimpern kann. Um den Kamin sind gemütliche Sessel
gruppiert. Man kann sich gut vorstellen, wie sich hier Gregory Peck und
Robert Mitchum mit einem Glas Whiskey zugeprostet haben.
Einige der Leute hier scheinen ein Artikulationsproblem zu haben. Ein zukünftiger Gast spricht
mich am Eingang des Hotels an und ich verstehe kein Wort (bisher war das
noch kein Problem) bis seine Frau mir übersetzt, was er
gemeint hat. Etwas später kommt ein anderer vorbei und wieder verstehe
ich nichts, außer dass er um Geld bettelt. Als ich ihm zu verstehen
gebe, das ich nichts habe - was auch stimmt - gibt er ein abschließendes
Genuschel von sich und zeigt mir das Peace-Zeichen, das ich erwidere.
Immerhin gibt es Kommunikationszeichen jenseits aller
Verständigungsprobleme.
Am späten Abend begeben Thomas und ich uns
in die Hotelbar, um dort einen Drink zu uns zu nehmen. Es bleibt bei
einem, denn leider ist nicht viel los. Die Vorstellung, dass schon John
Wayne und Konsorten hier ein paar Whiskeys geschlürft haben, hat doch
was.
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