Eine fest geplante Reise mit vorgebuchten Hotels kann ein Segen, aber
auch ein Fluch sein. Ein Fluch, wenn man die Hotels, die man sich
ausgesucht hat, nicht bekommt, weil alle Zimmer belegt oder für drei
Personen zu klein sind. Ein Segen ist es hingegen, wenn man kurzfristig
umdisponieren muss. Das ist heute der Fall. Ursprünglich wollten wir
hoch zum Lake Powell um dort den Antelope Canyon zu besichtigen.
Unglücklicherweise ist für diesen Ort für morgen Regen und Sturm
angesagt. Bei solchem Wetter ist es nicht möglich in den Spalt des
Canyons zu steigen wegen Flutgefahr. Vor einigen Jahren sind dort
mehrere Touristen umgekommen, weil sie entgegen der Warnungen trotzdem
rein gegangen sind. Also suchen wir uns ein neues Ziel aus. Zunächst
fahren wir in Richtung Osten nach Holbrook. Dort kann man die Painted
Desert und den Petrified Forest, also die bunte (angemalte) Wüste und
den versteinerten Wald, besichtigen.
Auf dem Weg dorthin machen
wir einen Abstecher beim Meteoritenkrater in der Nähe von Winslow. Vor
50.000 Jahren raste hier ein Nickel-Eisen Meteorit mit der maximalen
Geschwindigkeit von 26.000 Meilen pro Stunde und einem geschätzten
Durchmesser von 45m auf die Erde nieder und verursachte einen Krater von
1.250m Durchmesser und über 200m Tiefe. Dabei wurde eine Gesteinsmasse
von 175 Tausend Tonnen herausgesprengt. Dieser Meteoritenkrater ist der
am besten erhaltene auf der ganzen Welt. Im angeschlossenen Museum sehen
wir uns einen kurzen Informationsfilm über die Entstehung an und machen
anschließend noch einen Rundgang. Das Museum ist sehr schön gestaltet
mit vielen interaktiven Stationen. Unser Astro-Boy ist natürlich total
begeistert von der gesamten Anlage.
In Holbrook wollten wir uns
eigentlich ein Hotel suchen, aber in diesem winzigen Kaff spricht uns
gar nichts an. Zum Essen gehen reicht es. Bei einem Mexikaner schlagen
wir uns die Bäuche voll. Bis auf eine Amerikanische Familie und uns sind
hier nur Mexikaner und Indianer. Unabhängig von der Bestellung bekommt
man eine Schale Tacos mit einer hervorragenden Salsa vorgesetzt, die
ungefragt aufgefüllt wird. Mit lautem Geschepper knallt die Kellnerin
beim Abräumen das Geschirr in große Plastikbottiche, egal ob die Gläser
noch halb voll sind mit dem Schmelzwasser der in Amerika üblichen
Unmengen von Eiswürfeln in den Getränken.
Dann fahren wir direkt
zur Painted Desert. Inzwischen hat sich der Himmel komplett zugezogen
und der Wind pfeift kräftig. Es ist schwierig, den Fotoapparat still zu
halten, so stark wird man gebeutelt. Mit dem Auto fährt man einen Trail
entlang und kann an verschiedenen Aussichtspunkten halt machen. Auch
diese Landschaft ist beeindruckend schön und nochmal ganz anders als der
Grand Canyon. Durch diesen Nationalpark führte auch einst die
historische Route 66, deren Verlauf nur durch die alten außer Betrieb
genommenen Telefonmasten markiert wird. Die Straße selbst ist komplett
überwuchert und nicht mehr zu sehen.
Bis zu dem versteinerten Wald ist
uns der Weg zu lang, denn bis Gallup, wo wir entschieden haben zu
übernachten, ist es noch ein gutes Stück. Da es morgen einen
"Thunderstorm" geben soll, legen wir Wert darauf, in einem komfortablen
Hotel unterzukommen.
Jetzt verlassen wir auch das erste Mal
Arizona und sind in New Mexico. In Gallup mieten wir uns zunächst für
eine Nacht im Hamptons Inn ein, der gleichen Hotelkette, wo wir bereits
in Phoenix gewohnt haben. Wir spekulieren darauf, morgen eine Nacht im
El Rancho verbringen zu können, wo heute alles belegt ist. 1936
eröffnet, beherbergte es Filmgrößen wie Katherine Hepburn, Doris Day,
Gregory Peck, John Wayne und viele mehr, die hier im Zusammenspiel von
Dreharbeiten für Westernfilme gewohnt haben, die in dieser Landschaft
gedreht wurden. Mit dem Niedergang des klassischen Westerngenres erfuhr
auch das El Rancho ein ähnliches Geschick. Es hat sich aber seinen alten
Charme bewahrt und ist bei Touristen immer noch sehr beliebt. Vom Hotel
aus kann ich ein Zimmer für morgen dort reservieren.
In New
Mexico gibt es eine neue Zeitzone, das heisst hier ist es eine Stunde
später als in Arizona und für uns der Abend ein Stück näher als sonst. Für das Abendessen überlegen wir, wo wir hingehen können. Auf
Burgerbude und Steakhaus haben wir keine Lust und Tex Mex hatten wir am
Mittag schon. Thomas findet heraus, dass es unweit von unserem Hotel
einen Inder gibt - ja, schon wieder Indisch, wir lieben es! Es ist ein
einfaches Restaurant, das neben den üblichen Gästen vor allem auch von
Indischen! Fernfahrern gern genutzt wird, weil es einen riesigen
Parkplatz daneben gibt, wo man die fetten Trucks parken kann. Einige der
Truckfahrer setzen sich, andere nutzen das Takeaway, es gibt Sikhs mit
Turban und im Hintergrund plärrt ein Fernseher (wie in fast jedem
Etablissement, in denen wir waren) die neuesten Bollywood Hits in den
Raum. Wenig geschäftstüchtig aber zur Freude des Gastes gibt es für
jeden Massala Chai, soviel man will, Papadams und Wasser umsonst. Unser Essen ist lecker und zufrieden gehen wir zurück ins Hotel.
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