Bereits am frühen Morgen ertönt Getrommel und Musik zu uns aufs Hotelgelände rüber, man scheint sich für das Fest in Stimmung zu bringen. Zunächst versuchen wir aber um die Ecke in einem anderen Hotel, das eigentlich meine erste Wahl war, ein Zimmer zu bekommen. Wegen dem Elephantenfest sind wir ja extra geblieben, denn ursprünglich hatte ich geplant, für Holi in Pushkar zu sein und deshalb fehlt uns jetzt eine Übernachtung weil an Holi fast alle ausgebucht sind. Wir können aber zum Glück im Madhuban ein anderes Zimmer haben, sollten wir nichts bekommen. In der Seitenstraße haben sich bereits einige Inder und die Touristen des anderen Hotels auf die Lauer gelegt und schon bekommen wir die erste Ladung ab. Hier ist leider nichts frei.
Tja, wir müssen
dann doch ein "downgrade" hinnehmen und bekommen ein Zimmer ohne AC und
kleinem etwas ollem Bad. Aber: jetzt haben wir endlich eine Terrasse
und können am Abend vor dem Zimmer sitzen. Das ist ein guter Ausgleich.
Dann
stürzen wir uns endlich ins Getümmel. Ein Tuk Tuk fährt uns ins Zentrum
der Stadt, die sogenannte Pink City innerhalb der Stadtmauern und der
vier Stadttore, durch die jeder durch muss, der in die Stadt rein und
raus will. Die Straßen sind ungewöhnlich frei, denn es sind fast nur
Mopeds, Fahrräder und Tuk Tuks unterweg. Auch Frauen sieh man so gut wie
gar nicht, denn leider ist Holi auch bei den Einheimischen berühmt
berüchtigt. Die betrunkenen Jungmänner, die in Grüppchen auftauchen,
können (nicht nur für Frauen) sehr unangenehm werden. Wir haben eine
ganze Weile ziemlich viel Spaß, denn die meisten Leute sind nett und
fröhlich. Obwohl wir nicht die einzigen Touristen sind, stürzt man sich
auf uns und wir schmieren uns gegenseitig ein, man wünscht sich Happy
Holi und umarmt sich. Manche haben ihre kleinen Kinder dabei, die es
ganz toll finden, uns "Exoten" zu bemalen.
Irgendwann wird es mir
aber zu heftig. Mehr oder weniger umzingelt von Männern, die mir in
ihrer Gleichzeitigkeit zu viel werden, vor allem auch weil einer das
Gedränge dazu nutzt mich zu betatschen, fühle ich mich nicht mehr wohl.
Das Pulver wird immer öfter ungezielt auf die Sonnenbrille geschmiert
und als ich eine vole Ladung ins Ohr geworfen bekomme, von der ein Teil
ins Auge geht, blase ich zum Rückzug. Schließlich haben wir ein Kind
dabei.
Wir machen lieber in der ruhigen Seitenstraße weiter wo wir
wohnen und wo die Leute wieder angenehmer sind. Man muss aber auf die
zumeist zu dritt auf Mopeds vorbei fahrenden Jünglinge achten, denn die
werfen teilweise auch Wasser, was doof ist, wenn man gerade fotografiert
und das tun wir öfter. Das Aussehen verändert sich durch die ständig
neu aufgetragenen Farbschichten minütlich. Eine Trommelcombo zieht die
Straße entlang und sorgt damit für gute Stimmung. Obwohl wir uns sehr
bemüht haben, haben wir am Ende noch einiges an Farbpulver übrig. Das
wollen wir mit nach Hause nehmen.
Das Abwaschen der Farben ist
nicht so leicht. Einige Stellen bleiben trotz mehrmaligem Schrubben
zurück. Auch die aparten roten Ränder unter den Fingernägeln werden uns
wohl einige Tage erhalten bleiben. Bis auf Nicos T-Shirt, das er als
Trophäe behalten möchte, werfen wir die anderen Klamotten somwie sie
sind in den Müll. Ich weiß, dass waschen keinen Sinn hat. Entspannt
genieße wir noch die restliche Atmosphäre des Festes. Es ist imme rnoch
Musik zu hören, es laufen lachende Kinder vorbei und es duftet nach
Räucherstäbchen. Gegen drei ist der ganze Spuk vorbei.
Zum
Abendessen werden wir mit dem Tuk Tuk zu einem Guesthouse für Backpacker
gefahren, denn heute haben nicht nur die Geschäfte, sondern auch die
Restaurants geschlossen. Dennoch ist das Essen gut wie meistens in den
eher kleinen und einfachen Lökalitäten. Es sind sogar ein paar Inder
hier, darunter ein älteres Ehepaar. Er nippt hin und wieder an seinem
Bier und sie schaut ihm schweigend dabei zu.
Holi hat uns im
Großen und Ganzen richtig Spaß gemacht, vor allem Nico war total davon
begeistert. Es ist leider auch in Deutschland so, dass ein paar wenige den
vielen anderen den Spaß verderben können. Es gibt zwar inzwischen auch
in deutschen Städten organisierte Holifeste, mit denen ein paar findige
Leute ihr Geschäft machen, aber ich denke das Original ist dann doch was
anderes.
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