In der Nacht und am frühen Morgen bläst ein starker Wind durch das Tal und weht die dicken Früchte von den Bäumen. Die Luft ist kühl und frisch und im Garten hat sich die Amerikanische Yogagruppe eingefunden, um ihre erste Stunde abzuhalten. Der bärtige Yogi gibt die Anweisungen und die Asiatische Assistentin macht Fotos. Nachdem sowohl das Extrabett als auch das lächerliche Frühstücksbuffet, das wir lieber ausgelassen haben, eine Katastrophe waren, wechseln wir - mal wieder - das Hotel. Diesmal aber für den Rest der Reise, bevor wir zurück nach Delhi müssen. Wir haben die Schnautze voll vom ewigen Umziehen und wollen unbedingt einen tollen Blick auf den Ganges haben. Den bietet in zwei Richtungen, einerseits quer rüber und andererseits den Flusslauf hinunter, nur die Präsidentensuite (hört sich großartiger an als es ist) mit großem Balkon und zweiseitig verglastem Zimmer, so dass man auch auf dem Sofa sitzend den Ausblick genießen kann. Sogar beim Duschen kann man den Fluss sehen! Das leisten wir uns jetzt einfach mal. Die Stromschnellen direkt unter uns lassen das Wasser rauschen, was fast so gut ist wie das Rauschen des Meeres. Die Balkontür muss beim Verlassen des Hotels immer geschlossen sein, weil es auch in dieser Gegend Affen gibt, die im Zimmer randalieren würden.
Unser Zimmer im Divine Resort
Rechts und links vom Hotel und den
ganzen Weg hinunter zur Laxman Jhula Hängebrücke reihen sich kleine
Tempel aneinander, die auch gut besucht sind. Die Gässchen sind voll
mit kleinen Läden für Touristen und Büdchen, wo gebrutzelt wird und
allenthalben duftet es nach Räucherstäbchen. Die dicken Inderinnen
quälen sich in behäbigem Tempo mit ständigen Verschnaufpausen die
schmalen Treppen hinunter, deshalb drängeln wir ungeduldigen Europäer
uns an ihnen vorbei. Rishikesh scheint auch ein beliebter Ort für
Indische Touristen zu sein, denn es sind viele feine Leute unterwegs.
Von den am Boden liegenden Sadhus mit ihren zerzausten Haaren und Bärten
werde ich mit einem müden "Hello Mam" zu einer Spende aufgefordert. Die
Brücke ist recht schmal und nur für Fußgänger gedacht, aber einige
Inder zwängen sich sogar mit dem Moped durch und mehrere Kühe haben es
sich bequem gemacht oder laufen gemächlich zwischen den Passenten. Die
Gurus lotsen ihre indischen Yogagruppen zum Teil mit Hilfe von
Trillerpfeifen zu einem der vielen Yogazentren.
Unweit der Brücke
auf der anderen Seite des Ganges gehen wir im Little Buddha Cafe
frühstücken. Über eine schmale Holztreppe erreicht man das Cafe und über
eine weitere die mit einem Strohdach bedeckte Dachterrasse mit einem
tollen Blick runter auf das smaragdgrüne heilige Wasser. Hier direkt am
Ufer gibt es auch viele Ashrams mit je eigenen Treppenstufen bis direkt
ins Wasser. Dort finden abends die Aartis, die Abendgebete, statt. Unser
Frühstück ist lecker, die Säfte aus puren Früchten gepresst, sogar der
Erdbeersaft besteht ausschließlich aus pürierten Erdbeeren. Begleitet
von chilliger Tablamusik genießen wir jetzt richtig unsere Ankunft in
Rishikesh. Der Ort ist wesentlich touristischer als alle anderen auf
unserer Reise aber es sind hauptsächlich die jungen Backpacker mit
wallenden Gewändern, Dreadlocks und Bärten in den Straßen unterwegs.
Wenigstens bekomme ich hier endlich wieder feuchtes Klopapier und Tonic!
Unser
erster Ausflug endet leider erfolglos. Dort, wo ein Fluss
wasserfallartig zum Baden einladen soll, ist nichts zu sehen.
Wahrscheinlich geht das nur in der Regenzeit. Auch zum Abendessen gehen
wir wieder zum Little Buddha und ergattern diesmal den vordersten Tisch
am Balkon. Inzwischen ist es dunkel geworden. Die Lichter von Rishikesh
spiegeln sich im Ganges wider. Auf der Treppe am Ufer rechts von uns
finden sich ein paar Leute ein, die mit Getrommel, Klatschen und Singen
ihre Abendsession abhalten. Aus den Tempeln klingt im Kontrast dazu echt
religiöser Singsang heraus und in einem bunt geschmückten
Miniandachtshäuschen meditiert ein rotgewandeter Glatzkopf.
Rishikesh gefällt uns bis jetzt allen richtig gut. Wie schön, dass wir noch drei Tage bleiben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen