Um halb neun machen wir uns auf den Weg nach Rishikesh. Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet. Für den schlimmsten Fall der Fälle habe ich eine Zwischenunterkunft recherchiert. Hinter Mathura können wir auf den Superhighway zwischen Agra und Delhi auffahren. Es ist unglaublich! Eine vierspurige nagelneue Autobahn, auf der außer uns kaum jemand fährt! Um Strecke zu schinden fahren wir teilweise 150 Kmh. Man kommt besser voran als auf jeder deutschen Autobahn! Wahrscheinlich fahren hier so wenig Autos, weil die Mautgebühr relativ hoch ist. Keine Tuk Tuks, Mopeds, LKW oder sonstige Vehikel bremsen uns aus.
Der Superhighway von Agra nach Delhi
Als wir
Delhi nach nur drei Stunden erreichen, hat der Spaß allerdings ein Ende.
Gewohnt langsam quälen wir uns durch die Außenbezirke. Hier sind viele
Trabantenstädte, die sich selbst Townships nennen, in der Entstehung und
es sieht aus wie in Gropiusstadt in Berlin. Nachdem wir Delhi verlassen
haben, kommen wir wieder ganz gut voran, bis ab Muzzafangar der blanke
Horror beginnt. Obwohl es sich hier immer noch um den National Highway
handelt, ist die Straße übersät mit den schlimmsten Schlaglöchern ganz
Nordindiens und die Leute fahren wie die Henker. Oft quetschen sich PKWs
gerade noch so durch einen minimalen Zwischenraum zwischen zwei LKWs
und oftmals kommt es fast zum Frontalzusammenstoß. Dem Ambulanzwagen mit
Blaulicht wird ums Verrecken nicht Platz gemacht. Jeder versucht durch
seinen halsbrecherischen Fahrstil ein paar Meter gut zu machen. An
manchen Stellen müssen wir von der befestigten Straße abweichen, um uns
auf unserer Fahrspur entgegen kommenden Bussen oder LKW Platz zu machen,
die ansonsten mit uns kollidieren würden. Nur gut, dass Thomas mit
solchen Verhältnissen bereits aus Sri Lanka und Südindien vertraut ist,
so dass er uns - mal wieder - sicher ans Ziel bringt.
Zwischendurch
machen wir Rast, trinken Lassi und nehmen Pakoras als Wegzehrung mit.
Die letzte größere Stadt vor Rishikesh ist Haridwar. Hier findet alle
zwölf Jahre im Wechsel mit drei anderen Städten die Kumbh Mela statt.
Das ist die größte Pilgerversammlung Indiens, zu der Millionen von
Gläubigen zusammen kommen, um sich gleichzeitig im Ganges zu waschen.
Weil die Stadt auch außerhalb dieser Zeit einen hohen religiösen Status
hat, sieht man viele Menschen in Zelten kampieren und an den Ghats ins
Wasser gehen. Eine riesige Shivastatue ist schon von weitem zu sehen.
Endlich
erreichen wir Rishikesh direkt am Ganges. Das Hotel, das mir gestern
noch per email mitteilte, dass es Zimmer frei hätte, finden wir zunächst
nicht. Ein hilfsbereiter älterer Herr steigt zu uns ins Auto und zeigt
uns den Weg. Hier teilt man uns mit, dass wir gestern hätten buchen
müssen, wovon kein Wort in der email stand. Heute ist nichts mehr zu
bekommen. Unser Mitfahrer zeigt uns daraufhin ein anderes Hotel, in dem
wir schließlich bleiben. Es ist ok und Thomas will nach neun Stunden
keinen Meter mehr fahren, also bleiben wir. Vom Ganges herauf höre ich
vielfältiges Hare Krishna Gesinge, und nach der Auskunft, dass es im
Hotel kein Bier gäbe, wissen wir, dass auch dies eine heilige Stadt ist.
Man verspricht aber, welches zu organisieren, aber daraus wird nichts, weil es angeblich nirgends welches zu kaufen gibt. Für heute gehen wir
keinen Schritt mehr vor die Tür.
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