MIT DEM HEISSLUFTBALLON ÜBER DIE PRÄRIE




Um 4:30 Uhr werden wir geweckt und sammeln uns vor der Lobby. Im Ta­geslicht erkennen wir, wo wir eigent­lich gelandet sind. Wir befinden uns mitten in der Sonora-Wüste. Sie er­streckt sich im Südwesten Nordameri­kas und ist mit einer Fläche von ca 320.000 km² eine der größten sowie eine der vielseitigsten und arten­reichsten Wüstenregionen der Welt. Eine erstaunliche Vielzahl verschie­denster Tier- und Pflanzenarten, die sich im Laufe der Evolution an die extremen Bedingungen ihres Lebens­raums anpassen konnten, lebt in der Sonora-Wüste unter anderem die Wüstenschildkröte. In keiner anderen Wüste leben so viele Gifttiere wie hier, beispielsweise die Klapperschlange und die stark bedrohte Gila-Krustenechse. Dieser Lebensraum be­heimatet unter anderem die großen und streng geschützten Kandelaber- oder Riesenkakteen (Saguaros - der ein Alter von 200 Jahren und eine Größe von über 15 Metern und ein Gewicht bis zu 8 Tonnen erreichen kann), den Cholla Kaktus sowie viele weitere Kakteenarten. 

Umgeben von den steinigen Ausläu­fern des Pinnacle Peak, gruppieren sich 25 “Casitas”, die in ihrer schlich­ten Pueblo-Architektur wunderbar in die Landschaft eingepasst sind. Sie lassen das Resort wie ein mexikani­sches Dorf erscheinen und bieten ei­nen freien Blick auf bizarre Felsforma­tionen und die riesigen Armleuchter-Kakteen. Auch hier sind die Zimmer wieder sehr geschmackvoll eingerich­tet und ein großzügiger Balkon gehört dazu mit Blick auf die Landschaft. Der Zimmerservice kommt zweimal am Tag und füllt dabei jedes Mal den Eiskübel mit frischen Eiswürfeln auf. Was be­sonders schön ist: die meisten Kakteen der Anlage blühen in verschiedenen Farben und Formen.


















Ohne Frühstück steigen wir in die Vans ein und werden zur nächsten Überra­schung gekarrt. Als wir auf dem vor uns fahrenden Auto lesen können, dass es zur Firma „Hot Air Experience“ gehört, ahnen wir bereits, was uns erwartet. Mitten in der Pampa warten mehrere Heißluftballons auf uns für eine Fahrt über die Prärie. Zunächst müssen aber die bunten Ungetüme mit Luft befüllt werden und als es soweit ist, quetschen wir uns immer zu zwölft plus Kapitän in die Körbe. Zum Schutz der Köpfe vor der starken Hitze, die beim Einheizen des Ballons entsteht, werden Schildkappen verteilt, die jeder dankbar annimmt. Und schon geht es los. Wir heben ab und gewinnen schnell an Höhe. Unter uns sehen wir die wahrscheinlich am Reißbrett ent­worfenen künstlich angelegten Wohn­siedlungen, die alle einem ähnlichen Muster folgend, Häuschen aneinander reihen. Im Hintergrund ist Phoenix zu sehen und die zum Teil in Regenbo­genfarben gehaltenen Ballons heben sich deutlich als Farbkleckser gegen den strahlend blauen Himmel ab.















In der zweiten Hälfte des Fluges gehen die Ballons alle etwas tiefer runter und wir fahren in relativ geringer Höhe über die Prärie, so dass wir sogar Ka­ninchen und einen Kojoten erkennen können. Die zum Teil riesenhaften Kakteen mit ihren aufgesetzten Blüten sind von oben ebenfalls sehr schön anzusehen. Nach einer guten Stunde Fahrt landen wir auf einem offenen Platz, wobei es sich dabei nicht um eine Punktlandung handelt, sondern man landet und schleift im Wechsel immer wieder über den Boden, bis der Ballon endgültig zum Stillstand kommt. Dort ist auf mehreren hintereinander gestellten Tischen für uns das Früh­stück angerichtet worden. Wie immer fehlt es auch mitten in der Wildnis an nichts. Weil es noch relativ früh ist, brennt die Sonne noch nicht erbar­mungslos auf uns nieder, so dass wir in aller Ruhe und ohne Sonnenschutz das Essen zu uns nehmen können.

Zurück im Hotel haben wir ein paar Stunden Zeit, die Annehmlichkeiten der Anlage zu genießen – beispiels­weise auf dem Balkon einen kühlen Drink zu sich zu nehmen und sich am Pool zu erfrischen. Der Service am Pool ist exzellent und wir erfreuen uns zur Abwechslung mal am süßen Nichtstun. Die Cocktails, die hier ge­reicht werden sind sehr lecker.

Wer Lust hat fährt um vier mit nach Scottsdale zur exklusiven Shopping­mall, wo es alles gibt, was das Shop­pingherz begehrt. Wir gehen als erstes beim Mexikaner essen, was aber keine gute Entscheidung war. Dafür hätten wir in das Städtchen hineingehen sol­len. Die Mall hat für uns wenig bis nichts zu bieten, weshalb wir uns auch bald von den anderen trennen und uns lieber in Richtung Downtown aufma­chen. Die Mainstreet ist gesäumt von verschie­denen Bars, Cafes und Restaurants, aus denen es köstlich duftet und in denen gute Stimmung herrscht. Die Souvenirgeschäfte reißen uns auch nicht wirklich vom Hocker und wir machen uns auf die Suche nach einem Supermarkt, denn dies ist wahrscheinlich die letzte Gelegenheit, für Nico Leckereien einzukaufen und uns Drinks für den Abend zu besorgen.

Mit unseren letzten Dollars wir schließ­lich in die Bar 350. Sie wirbt mit: „Welcome Bikers! Where Drinks Are Always $3.50“. Wir setzen uns draußen hin und in Selbstbedienung holen wir uns Corona und Margaritas. Zunächst sind hier nur zwei Maschinen geparkt, aber nach einer Weile kom­men vier weitere angerömmelt, hüllen den Vorplatz und uns in eine Abgas­wolke und die langhaarigen und –bärtigen Biker mit ihren Mädels im Schlepptau betreten den Laden, der von seiner Aufmachung her an die 80er Jahre Clubs erinnert, die mit schwarz gestrichenen Wänden unter­brochen von mehreren Spiegeln und ihrem sonstigen Design eine schmud­delige Schäbigkeit kultiviert haben. Hier ist auch die erste öffentliche Toi­lette, die nicht von selbst spült. Ganz im Gegenteil scheint die Möglichkeit zu spülen bei einigen Toilettenschüsseln zum Teil gänzlich ausgefallen zu sein, denn in einer glänzt mir ein dunkelgel­ber See entgegen und in der anderen sind noch dicke Bremsspuren zu se­hen.







Um neun treffen wir uns zur Rückfahrt zum Hotel und an der letzten Kreu­zung können wir ein Schild mit der Gebrauchsanweisung für die Be­nutzung der Ampelanlage bestaunen. So etwas gibt es wohl auch nur in Amerika! Ein letzter Halt am Super­markt ermöglicht es allen, sich mit Dingen des täglichen Bedarfs einzu­decken. Da wir dafür nur zwanzig Minuten zur Verfügung haben, geht es in gestrecktem Galopp die Regale ent­lang und im Eiltempo wird das Nö­tigste eingesammelt. Auf unserem Balkon zischen wir musikalisch beglei­tet von den zirpenden Grillen und dem mexikanischen Gejammer aus Thomas Handy unser Bier und die vorgemixten Margaritas und albern ein wenig herum, bis wir ausreichend müde sind, um zu schlafen.




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