Unser
letzter ganzer Tag in den USA ist angebrochen. Endlich haben wir ein
Frühstücksbuffet, das sich die meisten schon lange gewünscht haben, denn die
individuelle Zusammenstellung schmeckt doch immer noch am besten. Es gibt eine
gute Auswahl von allem, was man als Europäer am Morgen gern essen möchte.
Für
den Vormittag stehen verschiedene Aktivitäten zur Auswahl: zum einen eine
Fahrt mit dem Jetski auf einem Stausee; zum anderen eine Quadtour durch die
Prärie – oder einfach mal nur entspannen im Hotel. Die meisten wählen die Fahrt
mit dem Quad. Wir werden ins Gelände gefahren, wo die Gefährte für uns
bereitgestellt werden. Nach einer ausführlichen Einweisung, sowohl was die
Sicherheit unterwegs als auch das Handling der Quads betrifft, drehen wir
zunächst ein paar Runden, um uns an das Fahren in diesem Gelände zu gewöhnen.
Mit dem Führer an der Spitze und brav in einer Reihe fahren wir dann los –
kreuz und quer durch das Gelände, Hügel rauf und runter, durch Gewässer
hindurch und dabei muss man stets die Schlaglöcher und die dicken Brocken auf
dem Weg beachten. Es staubt wie Sau. Bald sehen wir aus wie paniert und wir
werden angehalten, so viel wie möglich zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust
in der Hitze auszugleichen.
Den
ersten Halt machen wir an einer Stelle, wo man sehen kann, mit welchen
Gerätschaften Gold geschürft wird und erhalten einen Einblick in einen kleinen
Stollen. Er ist recht unspektakulär, denn eigentlich kann man nur eine
glitzernde Wand erkennen und ein paar Spinnen. Für den zweiten Halt fahren wir
hoch zu einem kleinen Plateau, das den Indianern früher als eine Art Festung
gedient hatte gegen Angriffe von Feinden. Die natürliche Lage ermöglichte es
den Verteidigern, das gesamte Gelände im Blick zu behalten, und ringsum wurden
auch kleine Mäuerchen hochgezogen, um sie wie Schießscharten zu benutzen.
Sehr
interessant sind auch die Pflanzen, die hier wachsen und die uns im Einzelnen
erklärt werden. Da ist zum Beispiel der Kompasskaktus, der so heißt, weil er
sich immer gen Süden neigt. Ein anderer eignet sich zur Gewinnung von
Flüssigkeit. Man gräbt ihn aus, hält ihn über Feuer, um die Stacheln
abzubrennen, und wickelt ihn anschließend in ein Tuch, um die Feuchtigkeit
herauszupressen. Weiterhin sehen wir die Jojobapflanze, die in der
Hautpflegeindustrie eingesetzt wird und es gibt ein Gestrüpp, dessen Blätter
dazu genutzt werden können, um sich Insekten vom Hals zu halten. Ohne größere
Zwischenfälle – nur Karl Maria setzt sich einmal, von seinem sich aufbäumenden
Quad abgeworfen, unsanft auf den Hosenboden – erreichen wir nach ca. drei Stunden
Fahrt unseren Ausgangspunkt.
Total
verdreckt setzen wir uns in die Autos und werden zum Hotel zurück gebracht, wo
uns gerade mal 1,5 Stunden Zeit bleiben, um uns für den Abend frisch zu machen.
Die Abschlussveranstaltung der Reise wird auf einer Wild West Ranch
stattfinden, aber vorher wollen wir noch zünftig wie die Cowboys durch die
Prärie reiten. Um dabei cooler auszusehen, bekommen wir einheitliche T-Shirts
mit indianischen Motiven bedruckt, Halstücher und Strohhüte. Der Bus bringt
uns zur Ranch, wo wir zunächst mal wieder den Haftungsausschluss unterschreiben
und ankreuzen, ob wir Erfahrung mit Pferden haben oder nicht. In nicht
nachvollziehbarer Reihenfolge bekommen wir die Tiere zugeteilt. Sie werden uns
namentlich vorgestellt und die Anfänger erfahren, wie man lenkt, bremst und Gas
gibt. Thomas und Eddie bekommen zwei Pferde, die von Elefanten abzustammen
scheinen, denn sie sind mindestens einen halben Meter größer als die anderen;
dafür haben die beiden dann aber die beste Aussicht.
Wie
sich die Tiere im Einzelnen benehmen, dazu kann ich nicht viel sagen. Mein
Pferd jedenfalls gehört eher zur gemütlichen Sorte, d.h. bei jeder sich
bietenden Gelegenheit versucht es, von Büschen oder Bäumen Blattwerk zu
futtern und ist kaum aus der Ruhe zu bringen. Gemächlich trottet es vor sich
hin, auch wenn sich vor uns eine große Lücke auftut. Kommen wir aber an einen
Hang, wo es aufwärts geht, galoppiert der Klepper plötzlich los, nur um seinen
Gang augenblicklich wieder zu verlangsamen, sobald er sich wieder in der
Waagerechten befindet.
Ach
ja – dieser Ritt ist so romantisch! Begleitet von drei Cowboys reiten wir durch
die Landschaft, hügelauf, hügelab und durch eine Furt. Alles ist sehr
beschaulich; nur ab und zu muss man darauf achten, keinen Ast ins Gesicht zu
bekommen oder sich die Beine an den dornigen Büschen zu zerkratzen. Wie am Ende
eines Hollywood-Filmes reiten wir schließlich dem Sonnenuntergang entgegen und
der eine oder andere wird jetzt bestimmt unweigerlich an John Wayne denken müssen.
Zunächst wird die Ebene von einer Schattendecke überzogen, während die Hügel
in den rötlichen Widerschein der letzten Sonnenstrahlen getaucht sind. Am
völlig wolkenfreien blauen Himmel steht bereits der fast volle Mond und erneut
heben sich die markanten Schattenbilder der Kakteen malerisch gegen den
Hintergrund ab.
Mit
dem letzten verbleibenden Tageslicht erreichen wir wieder die Ranch und können
nun zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Mehrere Tische sind im Freien
für uns gedeckt und es gibt ein herrlich rustikales Buffet. Aufgetragen wurden
große Schüsseln mit Salat und gebratenem Gemüse, Kartoffeln mit sour cream und
Bohnen, dreierlei gegrilltes Fleisch und eine Sorte Fisch, sowie zum Nachtisch
Apple Crumble mit Vanilleeis. Die frei zur Verfügung stehende Bar versorgt die
Durstigen mit Getränken und der wie ein Pirat gekleidete Tequila-Mann dreht
immer wieder seine Runden und macht die Gläser voll. Ich lehne dankend ab mit
den Worten: „Davon hatte ich genug in den 80ern“. Er nickt heftig mit dem Kopf
und sagt, das ginge ihm auch so. Zu unserem Amusement gibt es verschiedene
Stationen, wo man Bullriding, Duellieren und „Fang das Kalb“ ausprobieren
kann. Thomas versucht sich auf dem Bullen, fällt aber ziemlich schnell runter. Wer
möchte kann auch beim Schnellkurs für Westerntänze teilnehmen und eine Band,
die sowohl die klassische Countrymusik als auch modernen Pop gleichermaßen
virtuos zum Besten gibt, begleitet uns durch den Abend. Im Tequila-Bus kann man
das namengebende Getränk zu sich nehmen und ein paar Runden drehen. Zu späterer
Stunde versammeln sich die meisten um die großen Lagerfeuer und in gemütlicher
Runde wird gequatscht und getrunken.
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