Nachdem wir vom Hotel aus kein Auto mieten können, verbringen Thomas
und ich den halben Vormittag damit, im Internet herauszufinden, ob es
nicht doch einen Autoverleih gibt, der einen Mietwagen zum Hotel bringt,
aber es ist nichts zu machen. Wir müssen wohl oder übel direkt nach
Colombo. In ganz Sri Lanka schein es nur zwei Firmen zu geben, die
Mietwagen anbieten und die sind beide in der Hauptstadt.
Nach zwei
Stunden im Pool komme ich mit den Walisern ins Gespräch, die zwei
Zimmer weiter wohnen. Der Sohn Will ist acht und die Tochter Nia elf
Jahre alt und die beiden würden sich über die Gesellschaft von Nico
freuen. Ich würde es natürlich begrüßen, wenn Nico seine frisch
erworbenen Englischkenntnisse ausprobieren könnte. Wir verabreden die
Jungs für nach dem Mittagessen.
Nachdem Thomas schon mehrmals im
Soldatenhotel nebenan Zigaretten, Bier und Tonic gekauft hatte, hat man
ihm die Speisekarte vorgelegt und ihn freundlich dazu aufgefordert, doch
mal zum Essen zu kommen. Also gehen wir am Mittag dorthin. Auch hier
findet heute wieder eine Hochzeit statt mit lustiger dröhnender Musik
und festlich gekleideten Gästen. Wir fühlen uns richtig als Exoten, weil
wir die einzigen Ausländer sind. Wir bestellen Nudeln mit Huhn für
Nico, Hühner- und Rindercurry und Salat für uns. Was wir bekommen ist
folgendes: eine Riesenplatte Nudeln, die beiden Curries - leider ist das
Rindfleisch schwubbelig und ungenießbar - eine Schale angemachte
Cashewkerne, eine mit höllisch scharf eingelegten Pilzen, Salat mit
Ananas, Reis und Papadam. Das ist alles viel zu viel, schmeckt aber
ausgezeichnet. Der ausgesprochen aufmerksame Kellner wieselt
unaufhörlich aber dennoch unaufdringlich um uns herum, damit es uns an
nichts fehlt. Der ganze Spaß kostet uns inklusive Getränken gerade mal
umgerechnet 13 Euro.
Unsere "drei" Gerichte
Das etwas einfachere Hotel nebenan
Wir essen im Freien, während die ganze
Hochzeitsgesellschaft in den Räumen mit lautstarker Musik lärmend ihren
Spaß hat, sich an einigen Nebentischen verteilt oder zurückhaltend
neugierig zu uns rüber äugt. Die Frauen tragen ihre farbenprächtigen
Kleider und ich bewundere ihre Haare, die ihnen zum Teil bis zu den
Kniekehlen reichen. Die Männer stecken an den Tischen die Köpfe zusammen
und stoßen mit Hochprozentigem an. Dann schleppen wir uns mit unseren
dicken Wänsten zurück ins Hotel.
Von Zeit zu Zeit zünden die
Poolaufseher kleine Feuerwerksraketen an, die ungefähr auf Höhe der
Palmenkronen explodieren, um die vielen Krähen zweitweilig aus den
Kronen der Gartenpalmen zu vertreiben. Die schlechte einheimische
Qualität oder die hohe Luftfeuchtigkeit oder beides zusammen sind
allerdings Schuld daran, dass die Dinger oft nur Puff machen oder gar
als Querschläger in den Pool rasen. Manchmal verfehlen sie ihre Wirkung
allerdings nicht und von dem Knall aufgescheucht, erhebt sich ein
lauthals schimpfender aufgescheuchter Schwarm Krähen, der sich aber
kurze Zeit später wieder in den Zweigen nieder lässt. Ein weiterer
harmloser Versuch, die Viecher zu vertreiben, besteht darin, sie mit
Spiegeln zu blenden.
In der beginnenden Dämmerung überfliegen
mehrere riesige Flughunde unser Hotel und von nebenan wehen
traditionelle Trommelklänge von der noch immer stattfindenden
Hochzeitsfeier zu uns herüber. Wieder ist das Abendessen sehr gut - es
gab mongolisches Barbecue. Alles Mögliche wurde gegrillt, gut gewürzt
und erinnert stark an chinesisches Essen.
Zurück in unserem Zimmer
spielen wir zunächst Action Mau Mau. Dabei denken wir uns lustige
Sachen aus, die der nächste machen muss, wenn ein Joker oder ein As
gelegt wurde. Unter anderem muss Thomas das getrocknete Sojafleisch mit
Mangogeschmack probieren, das wir im Supermarkt gekauft haben. Es ist
staubtrocken und auch mit Flüssigkeit kaum herunter zu spülen, aber das
Würzpulver schmeckt sehr gut. Ich glaube ja eher, dass es sich dabei um
eine Suppe handelt und die Sojabrocken gekocht werden müssen, damit sie
sich mit Wasser voll saugen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen