TURRIALBA UND PUERTO VIEJO


Ab sechs Uhr am Morgen regnet es drei Stunden in Strömen und somit fällt der geplante Ausflug zu den beiden Vulkanen buchstäblich ins Wasser. Mit dem Dauerregen kommt auch die Kälte. Die Temperatur sinkt auf 18 Grad. Der Besitzer der Lodge sagt mir, dass das sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit ist, denn normalerweise ist es nur im Winter so kalt. 









Als es aufhört zu regnen, teilt sich unsere Gruppe. Rene und Ilka wollen sich das Guayabo Monument ansehen, dabei handelt es sich um historische Ruinen und später noch zum Orchideengarten. Thomas und ich wollen lieber noch etwas von der Landschaft sehen und machen deshalb mit den Jungs eine kleine Rundfahrt. Zunächst fahren wir runter in das Städtchen Turrialba, aber hier gibt es nichts interessantes zu sehen. Also geht es im großen Bogen wieder zurück. Wir können uns gar nicht genug satt sehen an der schönen Landschaft. Während wir uns wieder bergauf schrauben, wartet hinter jeder Kurve wieder eine schöne Aussicht entweder nach links oder nach rechts hinunter und immer sieht man diese Wolkenschichten, die wie dicke Decken auf den Gipfeln liegen oder als große Wattebäusche durch die Täler ziehen. Wieder müssen wir es an einigen Stellen durch eine Wolke durchfahren, wobei man fast nichts mehr sieht.
























Und dann erwartet uns noch das Highlight des Tages. Wir fahren an einer groß angelegten Kaffeeplantage vorbei und zwischen den Kaffeepflanzen ragen riesig große Bäume in den Himmel, mit den schönsten Baumstämmen, die ich je gesehen habe. Sie sind mehrfarbig und geht man nah heran, sieht es aus wie abstrakte Kunst. Es handelt sich dabei um Regenbogeneukalyptus und ist wohl eine der wenigen Eukalyptusarten, die auch außerhalb Australiens natürlicherweise wachsen. Der Anblick dieser Bäume hat etwas leicht surreales.














Zum Essen fahren wir in ein großes offenes Restaurant, das zu einer Forellenzucht gehört und einen großen und mit vielen schönen Blumen angelegten Garten hat. Obwohl Forelle natürlich der Hauptbestandteil der Speisekarte ist, bekomme ich ein lecker zusammen gestelltes veganes Essen. Hier in Costa Rica ist diese Ernährungsweise noch nicht so wirklich angekommen, aber bisher sind die Köche für mich recht kreativ darauf eingegangen. Das war in Marokko leider überhaupt nicht der Fall. Außerdem stellen sie hier noch Käse selbst her und eine Süßigkeit, die stark an Fudge erinnert in verschiedenen Sorten. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass es in dieser Gegend viele kleine Käsereien zu geben scheint, denn allenthalben wird der hausgemachte angepriesen. Neben den vielen Kühen gibt es im Hochland auch Schafe und Ziegen und das ist nunmal der Quell für die Käseherstellung. 

Gegen Ende des Tages möchte ich mir noch den Friedhof vis a vis der Zufahrt zu unserer Lodge ansehen. Ich gehe sehr gern auf Friedhöfe und tue das auch besonders gern in anderen Ländern. Der schönste, den ich bisher gesehen habe, ist der in Buenos Aires. Wenn man Gräber zu lesen versteht, erzählen sie einem Geschichten. Hier zum Beispiel, dass der Ort früher recht abgeschieden gelegen haben muss und/oder dass die staatliche Verwaltung damals nicht bis in die hintersten Ecken vorgedrungen ist, denn auf vielen Gräbern steht kein Geburtsjahr. Etwas sonderbar finde ich auch, dass bis auf sehr wenige Ausnahmen, ALLE Gräber mit weißen Kacheln verkleidet wurden; nur die Dekorationen variieren. Sie bestehen ausnahmslos aus kitschigen Plastikblumen in knalligen Farben und ebenso kitschigen Jesusfiguren. Eine Madonna aus Stein sticht da positiv heraus. Die einzige Erklärung hierfür, die uns einfällt, ist die: wenn man sich die Flussläufe und riesigen Abflussgräben an den Straßen ansieht, die zur Zeit kaum Wasser führen, kann man sich vorstellen, welche Wassermassen hier zur Regenzeit herunter kommen und da aufgrund der Lage fast alles am Hang liegt, werden die Friedhöfe wahrscheinlich regelmäßig überschwemmt und sind so einfacher wieder zu reinigen. 























Wir verbringen den letzten Abend in der Lodge und am nächsten Tag geht es weiter zu unserer nächsten Station. Bis Puerto Viejo an der Ostküste Costa Ricas sind es 180 Kilometer zu fahren. Wir starten gegen halb elf und genießen noch ein letztes Mal diese wunderschöne Landschaft hier oben, aber dann geht es stetig bergab. In Turrialba hat sich auf unbestimmte Zeit ein Stau gebildet. Die Straße ist aus nicht ersichtlichen Gründen gesperrt. Unser Navi zeigt uns eine Umgehung an, die wir auch nehmen. Nach kürzester Zeit wird dieser Weg aber so schlimm, dass wir froh sind, die robusten Allradfahrzeuge genommen zu haben. Die „Straße" besteht zum größten Teil nur aus Geröll, aus dem riesige Löcher vom Regen ausgewaschen wurden und dazu geht es auch noch entweder steil bergauf oder bergab. Seltsamerweise stehen hier richtig große und sehr exklusiv aussehende Villen, deshalb fragen wir uns, warum die Bonzen, die hier offensichtlich wohnen, nicht für eine bessere Zufahrt sorgen. Also mit einem Angeberschlitten kann man hier definitiv nicht nach Hause fahren. Oder die haben alle einen privaten Hubschrauberlandeplatz und nur das Gesinde muss sich mit dem schlimmen Weg abplagen.

Wir haben den Stau dann erfolgreich umfahren und schon geht es weiter bergab. Die Vegetation ändert sich leicht. Die großen Bäume bleiben, aber es kommen Kokospalmen und Bananenstauden dazu. Hier gibt es gigantische Bananenplantagen und der bis an die Straße heranreichende Dschungel ist zum Teil so dicht, dass man nicht einmal hindurch sehen kann. Wir erreichen das Hotel, das fast am Meer liegt, und sind alle etwas enttäuscht. Wenn man bedenkt, dass man für das gleiche Geld in Asien in Palästen wohnt, heißt das für mich, dass Costa Rica touristisch gesehen sehr teuer sein muss. Warum? Keine Ahnung. Unser Zimmer, in dem es permanent nach Klo müffelt, die Ausstattung innen wie außen, der Pool…. alles sehr spartanisch und abgenutzt. Das lasse ich jetzt mal so stehen. Wir trinken unseren Rum und Bier und gehen dann noch in eine Bar, um uns das alles schön zu saufen. Das ist jetzt auch nicht allzu ernst gemeint, wir lassen uns einfach davon nicht die Laune verderben. Aber die Vegetation im Hotel ist toll und an jeder Ecke hausen riesige Spinnen in ihren ebenso riesigen Netzen, man sieht Krebse in ihren Löchern verschwinden und ich bin gespannt, was uns noch so alles begegnet.
























1 Kommentar:

  1. Komme erst jetzt dazu, einmal die wunderschönen Photos anzuschauen und Deinen Bericht zu lesen. Lasse mich gerne darauf ein...
    Liebe Grüße, Marion

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