Durch eine glückliche Fügung durften wir im Flugzeug diesmal mit unseren Freunden in einer Reihe sitzen. Der Flug mit der Singapur Airlines
war unspektakulär, von einigen Turbulenzen über Indien mal abgesehen
(bedingt durch den Monsun). Mein Essen war etwas enttäuschend, nicht schlecht aber
langweilig. Nicht Asiatisch. Wahrscheinlich sind nur Europäische
Spinner vegan.
Am nächsten Morgen gegen sieben Uhr landen wir dann in Singapur.
Der Name kommt aus dem Sanskrit und bedeutet "Stadt der Löwen". Schön
warm ist es hier. Tagsüber bis 28 Grad und natürlich mit hoher
Luftfeuchtigkeit. Aber sehr angenehm. Wir haben nicht ein einziges Mal geschwitzt
und gefroren nur wegen der Klimaanlagen. Das Mistding im Zimmer lässt
sich nicht komplett abschalten.
Diese Stadt, die gleichzeitig ein eigener Staat ist, quetscht sich auf
zum Teil erst durch Sandaufschüttung gewonnenes Land ca. 720 qkm und hat 5,5 Mio Einwohner plus Touristen. Die
sieht man aber gar nicht!?!? Und es ist total "Unasiatisch" hier. Klar, dem
Klima, dem Aussehen der Leute und den Essensgerüchen merkt man es an,
aber Bangkok, Colombo, Delhi oder Denpasar sind da ganz anders. Hier
gibt es keinen Stau (warum das so ist erzähle ich gleich), keinen Müll - überhaupt
keinen! - keinen Gestank, keine Straßenköter, keine Fahrräder, keine
Straßenhändler, keine Tuk Tuks, keine Menschenmassen und erst recht
keine Bettler. Man kommt sich permanent so vor, als würde man in einem
Vorort rumgurken. Architektonisch ist Singapur schon beeindruckend mit
den Wolkenkratzern, alt neben neu, und viel Grün. Aber uns fehlt das Flair!
Die Stadt hat überhaupt keine Atmosphäre! Alles ist so geleckt und
aufgeräumt. Mal sehen, vielleicht wird das morgen in Little India
anders?
Die Rechtsprechung Singapurs mutet auch recht
altertümlich an, denn für viele Vergehen gibt es zusätzlich noch die
Prügelstrafe mit Stockhieben. Für Diebstahl beispielsweise 24 Stück. Der
Stock muss mindestens 1,30 m lang sein und einen bestimmten Durchmesser
haben. Die "Prügler" erhalten eine Ausbildung, damit sie die Stockhiebe
angemessen austeilen. Sie müssen mit mindestens 160 kmh ausgeführt und
ohne Unterbrechung am Stück ausgeteilt werden. Maximaler Schmerz bei
minimaler Verletzung ist hier die Kunst. Lügen wird übrigens ebenfalls
mit bis zu 8 Schlägen geahndet.
Um hier in Singapur Auto fahren zu dürfen, muss man vorher eine Lizenz
kaufen, die 50.000 Euro kostet und die dann auch nur 10 Jahre gilt. Die
Autos sind hier auch wesentlich! teurer als bei uns und dürfen nicht
älter als zwei Jahre sein. Demzufolge gibt es nur wenige, die sich Autos
leisten können und deshalb sind die Straßen auch so leer. Trotzdem
haben wir schon einen Lamborghini, einen Bentley und eine Corvette
gesehen. Ich will nicht wissen, was die gekostet haben.
Nun zu unserem Hotel. Es ist das Marina Bay Sands. Wir wohnen in Turm drei im 36. Stock mit Blick aufs Meer
und die vielen Schiffe. Singapurs Containerhafen hat eine höhere
Umschlagszahl als die drei größten Häfen Europas zusammen! Der
Botanische Garten zu unseren Füßen sieht sehr spacig aus und es ist
beeindruckend, welch große Fläche in einer Stadt, die unter notorischem
Platzmangel leidet, für Pflanzen hergegeben wurde. Der Stadtplaner war
übrigens ein Deutscher. Der Balkon ist winzig, also mehr ein schmaler
Streifen, aber immerhin haben wir einen. Die Zimmer zur Stadt haben
keinen. Das Bett ist groß und gemütlich. Nach dem frischmachen sind wir
als erstes natürlich auf die Dachterrasse mit einem Garten aus Bäumen
und dem Infinity-Pool gegangen. Das Ding ist der Wahnsinn! Er ist 146
Meter lang und der größte Pool weltweit auf solch einer Höhe. Allerdings
weht hier oben eine steife Brise und die Wassertemperatur ist
dementsprechend kühl.
Zum ersten Frühstück mussten wir uns
anstellen - das Hotel hat über 2.500 Zimmer. Ein Riesenklotz mit
Theater, Museum vor der Tür, Einkaufszentrum und einer Eislaufbahn! Das
Frühstück hatte für alle Geschmäcker was dabei: Europäisch/Amerikanisch,
Süd-Ostasiatisch und Indisch. Dann haben wir uns im Zimmer für zwei
Stunden hingelegt. Ich habe im Flugzeug überhaupt nicht und Thomas
höchstens eine Stunde geschlafen. Wie immer, leider. Um zwei Uhr geht es los
zur ersten Stadttour mit dem Bus. Von einer Stelle aus hatten wir einen
wunderbaren Blick über den Fluss auf unser Hotel; die anderen
Wolkenkratzer direkt hinter uns.
Wir sind dann zum Moslemischen Viertel
gefahren und dort ein wenig rumgelaufen. Hier stehen zum Teil noch sehr
alte kleine hübsche Häuschen, die unter Denkmalschutz stehen. Die
Straßen heißen z.B. Bagdad und Kandahar Street. Singapur hat übrigens 70
Moscheen und selbstverständlich Religionsfreiheit. Hier leben Moslems,
Hindus, Sikhs, Buddhisten und Juden friedlich zusammen. Den größten Teil
der Bevölkerung stellen mit 77% die Chinesen, gefolgt von den
Malaischen Ureinwohnern mit 14% und Indern 8 %. Der Rest ist sehr
gemischt.
Wir fahren weiter zu einem "Prata" Restaurant. Das ist
ein kleiner Laden, der fast ausschließlich die Indischen Rotis (Parata)
in verschiedenen Varianten anbietet. Dort erfahren wir einiges über die
Geschichte dieses Nahrungsmittels, das die Inder, die als Gastarbeiter
ins Land geholt wurden, um Singapur aufzubauen, mitgebracht hatten, und
die Zubereitung und sollen uns dann mit Kochschürzen ausgestattet auch
selbst daran versuchen. Abschließend gibt es sie mit Schokocreme, Käse oder
Durian gefüllt oder einfach pur mit einem köstlichen scharfen Curry
dazu. Hier wird der Teig für die Fladen allerdings im Gegensatz zu
Indien mit Eiern und Butter hergestellt. Für mich machen sie aber extra
einen ohne Ei und mit Öl, der dann auch so schmeckt, wie ich es aus
Indien kenne.
Im Anschluss daran geht es in einen Kahn und wir
machen eine kleine Flussfahrt. Die Umwelt bewussten Singapurer haben die
Boote mit Elektromotoren ausgestattet, weshalb die Fahrt schön ruhig
und ohne Motorengestank verläuft. Wir sehen das interessante Gemisch der
alten Wohnhäuser, die sich noch direkt am Ufer aneinander reihen und
gleich dahinter von den zum Teil nur in geringem Abstand voneinander
stehenden Wolkenkratzern überragt werden. Von dem Boot, das Chinesische
Touristen über den Fluss schippert, winken Kinder und Erwachsene mit
lautem Hallo fröhlich zu uns herüber.
Zu Beginn der
Dämmerung besteigen wir zwei der eigens für uns reservierten und mit
Snacks und Drinks ausgestatteten Gondeln des Riesenrades und die Uhrzeit
dafür ist einfach perfekt gewählt: Singapur von oben konnten wir ja
schon prima vom Hotel aus sehen, aber während sich unsere Gondel langsam
nach oben bewegt, wird es dunkel und es gehen nacheinander die Lichter
der Großsstadt an. Der Botanische Garten veranstaltet um diese Uhrzeit
eine bunte Lightshow und die unzähligen Schiffe beleuchten das Meer. Ja
sogar das Riesenrad selbst wechselt die Farben seiner Beleuchtung und
taucht unsere Gondel in ständig wechselndes dezentes Licht. Durch die
vielen Lichter im Dunkeln erhält man nun auch eine bessere Vorstellung
von der Ausdehnung Singapurs. Zu guter letzt strahlt unser Hotel, das
von hier aus bestens zu sehen ist, auch noch eine Lasershow aus.
Das war ein toller Abschluss unserer ersten Erkundungstour Singapurs
und damit alle jederzeit ins Bett gehen können, nehmen wir ein
gemeinsames Abendessen im Hotelrestaurant zu uns. Wir machen dann auch
um zehn Uhr Feierabend und gehen ins Bett, nicht ohne vorher noch einmal
die tolle Aussicht in die erleuchtete Nacht vom Balkon aus zu genießen.
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