Seit gestern Nachmittag ist hier ein starker Wind aufgezogen, so dass es trotz der Wärme draußen recht ungemütlich wird. Dennoch schafft es ein Kolibri sich am Nektar einer Blüte zu laben. Auch diese Nacht war nicht besonders prickelnd. Wir schlafen zu früh ein, und wachen viel zu früh auf oder liegen nachts lange wach. Gegen sechs sind wir alle fit und bereiten uns unser Frühstück, das wir im großzügigen Frühstücksbereich zu uns nehmen. Bei Sonnenaufgang sind die Bergketten hinter der Stadt in ein rötliches Licht getaucht und ein Raubvogel stößt unweit von unserem Haus in den Zweigen eines Baumes seine Rufe aus.
Um
zehn Uhr fahren wir runter zur London Bridge. Sie ist eine partielle
Rekonstruktion der in den 60er Jahren gebauten gleichnamigen Londoner
Brücke und führt in Lake Havasu City über einen künstlichen Flussarm des
zum Lake Havasu aufgestauten Colorado River. Der Gründer der Stadt, der
Ölindustrielle Robert McCulloch, erwarb das Verkleidungsmaterial der
ursprünglich von 1831 stammenden Bogenbrücke über die Themse. Beim
Londoner Originalbauwerk waren durch den starken Verkehr statische
Probleme aufgetreten, die einen Neubau erforderlich machten. McCulloch
ließ am Stausee von Lake Havasu eine Stahlbetonbrücke mit gleichen
Proportionen errichten, die dann mit dem in London erworbenen,
numerierten und auf dem Seeweg und per LKW transportierten Steinmaterial
aus Granit verkleidet wurde als Teil des Projekts "English Village" mit
einem Shopping Center, einem Pub, Heckenlabyrinth und historischem
Museum. Einiges davon ist stillgelegt.
Der als zweitgrößte
Touristenattraktion Arizonas nach dem Grand Canyon beworbene Ort ist
wenig spektakulär aber ganz hübsch. Wir machen die obligatorischen Fotos
und fahren schließlich auf die Insel, wo zwei Miniaturleuchttürme
stehen, von wo aus man einen schönen Blick auf den See und die in
einiger Entfernung liegenden Berge hat. Ansonsten reiht sich ein Resort
an das andere, ausgerichtet eher auf ältere Gäste, die mit ihren
Motorbooten kommen und Badeurlaub genießen wollen.
Um uns heute
Abend zum Grillen einen (fast originalen) American Coleslaw zubereiten
zu können, fahren wir zu Herb's Herbs (geiler Name oder?) und besorgen
mir eifreie Mayonnaise. Während der verschiedenen Fahrten durch die
Stadt überschlägt sich Nico fast vor Begeisterung, welche tollen Autos
hier rumfahren. Ich habe zwar nicht viel Ahnung davon, aber wenn man
innerhalb von 24 Stunden 11 Corvettes, einen Shelby Cobra, eine Dodge
Viper und diverse andere Amerikanische Musclecars zu sehen bekommt,
scheint hier das Herz eines jeden Autofans höher zu schlagen.
Der
Lacher des heutigen Tages: als wir an einem Deli (einfaches
Amerikanisches Restaurant, wo es frisch zubereitete Sandwiches gibt)
vorbei fahren sagt Nico: "Delhi wird mit h geschrieben ihr Vollpfosten".
Ja, das Kind war öfters in Asien unterwegs als in der Amerikanisch
geprägten Welt.
Zwischendurch bin ich immer wieder am
Recherchieren, wo wir als nächstes unterkommen wollen. Wir haben uns
noch nicht entschieden ob es in Sedona (ziemlich teuer aber schön) oder
in Flagstaff (günstiger aber fad) sein soll. Wir tendieren auf jeden
Fall wieder zu einem Haus, in dem wir uns selbst versorgen können, wenn
wir das wollen, und da sieht es in Flagstaff einfach besser aus. Von
dort aus ist auch der Grand Canyon nicht weit und die Fahrt nach Sedona
und zu den Red Rock Mountains dauert nicht mal eine Stunde.
Am
Abend grillen wir auf der Terrasse. Auch die untergehende Sonne scheint
rötlich auf die Berge und der Vollmond steht strahlend hell am
wolkenfreien Himmel.
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