Unser erneuter Versuch in den Ganges hinein zu gehen ist heute von Erfolg gekrönt. Man kann das zwar auch in der Stadt, aber in der Natur ist es doch viel schöner. Am südlichen Ende Rishikeshs gibt es die einzige Brücke, über die man mit dem Auto fahren kann. Auf dieser Seite gibt es nur noch direkt am Ufer einige Ashrams und weiter hinten ein paar kleine Hotels. Das übrige Gelände scheint ein Nationalpark zu sein, denn wir müssen durch eine Schranke fahren und Eintritt bezahlen. Der Weg ist sehr kurvig und führt durch waldiges Gebiet. Nördlich von Rishikesh kommt man auch endlich direkt an den Fluss. Wir kraxeln einen steinigen Weg hinunter bis zum Ufer, wo sich aus feinem Flusssand ein kleiner weißer Strand gebildet hat. Auf einen großen Stein wurde dick drauf geschrieben, dass Baden im Bikini verboten ist und mit 1.000 Rupien Geldstrafe geahndet wird. Hier ist es richtig schön ruhig, nur ab und zu fahren die Raftingschlauchboote an uns vorbei. Das Wasser ist kristallklar und eisig kalt. Nico unser Mister Freeze geht als einziger komplett rein und wäscht sich damit all die "Sünden" seines jungen Lebens ab. Ich raffe das Kleid und kann so immerhin bis zu den Oberschenkeln rein, während für Thomas der Kontakt mit den Füßen bereits die Obergrenze ist. Um dem Ort auch gerecht zu werden, verrenken Nico und ich uns in der einzigen Yogafigur, die ich auswendig kenne - dem Baum - und machen kräftig OM dazu.
Um nicht noch einmal einen
solchen Reinfall wie gestern zu erleben, machen wir uns selbst auf die
Suche nach einem Restaurant nach unserem Geschmack. Dort wo Rishikesh
noch nicht so touristisch ist, entdecken wir ein so genanntes Family
Restaurant. Das sind immer einfach möblierte aber saubere Restaurants,
wo es auch eine ordentliche Speisekarte gibt. So eine große Auswahl
hatten wir bisher noch nicht. Witzig ist der Zwiebelsalat, den wir in
Erinnerung an Kerala bestellen, wo Zwiebeln mit einer würzigen
Joghurtsauce angemacht wurden. Hier versteht man darunter leider nur
einen Teller mit aufgeschnittener Zwiebel. Mit allem anderen sind wir
aber sehr zufrieden. Nicos Chowmein sind den Chinesen abgeschaute
gebratene Nudeln mit Gemüse. Jetzt wissen wir auch, was das ist. Die
Onion Pakora sind lecker in Teig ausgebackene Zwiebelringe. Die Suppe
ist schön scharf und das Pilzmassala gut gewürzt. Ich habe die
Speisekarte fotografiert, damit wir später in Ruhe schon mal mit Hilfe
des Internets nachsehen können, was wir morgen dort essen werden, denn
unter vielen Begriffen können wir uns nichts vorstellen. An der Straße
hat sich an einem Wägelchen eine bunte Damengruppe versammelt, die wohl
alle den frisch gepressten Zuckerrohrsaft bestellt haben, denn der
Händler dreht eifrig an der Kurbel für die Presse und schiebt emsig ein
Zuckerrohr nach dem anderen hinein. Der frische Saft ergießt sich in
eine große Metallschüssel und wird dann abgefüllt.
Das Ganga Aarti
beim Ashram verschieben wir ein weiteres mal. Um nachher zum
Sonnenuntergang nochmal hin zu fahren, sind wir definitiv zu faul und zu
voll gefressen. Aber morgen ganz bestimmt, denn das ist die letzte
Gelegenheit vor unserer Abreise. Stattdessen verdauen wir lieber ganz in
Ruhe auf unserem Balkon mit der schönen Aussicht. Im Flur vor unserem
Hotelzimmer muss eine Überschwemmung stattgefunden haben, denn der ganze
Teppich ist mit Tüchern ausgelegt, auf denen sich die dreckigen
Fußspuren feucht durchdrücken. Auf diesen nassen Tüchern werden die
langen Stromkabel geflickt. Der Kabelbrand von gestern ist wohl noch
nicht vollständig behoben.
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