Auf der Straße vor unserem Zimmer hat ein Inder schon früh seine
"Imbissbude" aufgebaut, die bereits am Morgen gut besucht ist.
Unermüdlich wird Reis und Dhal auf einen Teller geschöpft und der
köstliche Chai eingeschenkt, während Musik aus den alten Hindifilmen in
der Dauerschleife läuft. Der Fischhändler, der seine Ware vor der Bude
aus einer Kiste auf dem Gepäckträger seines Fahrrades verkauft, macht
auch gute Geschäfte und tritt nicht mal nach der Mietze, die sich
maunzend an seine Beine schmiegt. Trotzdem geht sie leer aus.
Wir
finden unser Hotel toll, obwohl es die üblichen Unzulänglichkeiten und
Sprachbarrieren beim Frühstück gibt. Anstelle von "three fried eggs on
one plate" wie bestellt, bekommen wir drei Mal zwei Spiegeleier. Besteck
suchen wir uns von den nur sporadisch gedeckten Tischen zusammen und
Tassen gibt es zunächst auch keine. Nicht, dass ihr denkt, hier sei die
Hölle los beim Frühstück. Außer uns sind gerade mal acht Leute im
Frühstücksbereich. Der Massala Chai ist viel zu stark, aber mit etwas
heißem Wasser gestreckt schmeckt er so wie er soll. Die Auswahl ist auch
sehr bescheiden, aber sowas stört uns eigentlich nicht, weil wir alle
nicht die großen Frühstücker sind. Und ach! Es ist halt Indien. Wenn
alles perfekt sein soll, muss man ein Fünf Sterne Hotel buchen und ob da
alles klappt wie am Schnürchen, wage ich auch zu bezweifeln.
Viele
Teile des Gebäudes könnten mal ein wenig "aufpoliert" werden, der Pool
kommt auch wenig einladend daher. Aber wandelt man durch das Gebäude mit
seinen alten Möbeln, den Holzgeländern im Treppenhaus, den
bogenförmigen Türen, den verschachtelten Fensterscheiben, dem Stuck an
der Decke und der liebevollen Dekoration, fühlt man sich ganz in die
Vergangenheit zurück versetzt und atmet ein wenig vom Flair der
Kolonialzeit ein. Wir gehen auf die Flaniermeile am Wasser, aber ich
kann nicht verstehen, warum Fort Cochin bei Touristen so beliebt ist.
Klar, die Chinesischen Fischernetze sind interessant, aber der Strand
ist total zugemüllt. Kaum betritt man die Straße vor dem Hotel oder die
Seitengassen, wird man ziemlich penetrant von Tuk Tuk Fahrern zur
Sightseeing Tour aufgefordert. Einer fährt uns sogar nach und probiert
es neben uns fahrend ein weiteres Mal. Als sich das Hotel von außen
photografieren möchte, habe ich auch gleich wieder zwei am Hals.
Erfolgreich
schütteln wir alle ab und gehen ein wenig durch die Gassen.
Architektonisch ist es hier schon schön. Wir kommen an einem uralten
Holländischen Friedhof vorbei, den man aber nicht betreten darf. Die
Steinplatten der Gräber sind schon ganz dunkel angelaufen und vom vielen
Regen leicht bemoost. An einem großen offenen Stück Grün steht einer
der riesigen "Raintrees". Die sind gigantisch und erinnern uns an die
Baobab Bäume in Afrika.
Schließlich besteigen wir eines der breiteren
Tuk Tuks, in dem wir zu dritt gut Platz haben und lassen uns aufs
Festland zum Lulu Shopping Center fahren. Zur Freude von Nico, der das
Tuk Tuk fahren liebt, dauert die einfache Tour fast eine Stunde. Die
Shopping Mall ist hyper modern, am Haupteingang gibt es Metalldetektoren
und in manchen Geschäften werden die Taschen kontrolliert, bevor man
sie betreten darf und Einkaufstüten müssen grundsätzlich vorher beim
"bag disposal" abgegeben werden.
Ich kaufe mir zwei "Salvar Kameez", einen in rot und einen in weiß.
Das sind die Indischen Zweiteiler mit langer Hose, langem Oberteil und
dünnem Schal. Die Jungs kaufen sich noch ein Paar Mundus für zu Hause,
Thomas karierte Hemden, so wie sie die Inder fast alle tragen und zum
Schluss gehen wir noch in den größten Supermarkt Indiens! Hier gibt es
echt alles was das Herz begehrt. Nationale und internationale
Nahrungsmittel in frischester Qualität. Ein paar Gewürze, Nicos
Lieblingsschokolade von Cadbury, Ingwer-Knoblauchpaste, Mangosalat und
Pilzsalat und noch dies und das zum Futtern wandern in unseren
Einkaufswagen. Pünktlich erwartet uns unser Tuk Tuk Fahrer vor der Tür
und bringt uns zurück ins Hotel, wo wir unser Vesper zu uns nehmen.
Später schwingen wir uns in unsere Indischen Klamotten und stellen eine
Bildszene aus dem Film "Manglish", den wir zusammen mit den Jungs
gesehen haben, nach. Das werde ich unseren Freunden in Varkala zusammen
mit dem Original schicken, damit die was zum Lachen haben.
Wir
sollen unser Hotel heute bar bezahlen, weil die Kreditkartenmaschine
nicht funktioniert. Also geht Thomas los zum Geldautomaten, aber obwohl
er sein Glück bei vier verschiedenen versucht, kommt kein Geld raus.
Zurück im Hotel macht sich der Manager mit Ihm erneut auf den Weg und
beim fünften und mit einer anderen Karte funktioniert es endlich. Wir
bestellen ein Taxi für Morgen früh um vier, denn unser Flug geht bereits
um halb sieben gen Heimat.
Zum Abschluss des Tages flanieren wir
die Strandpromenade entlang; diesmal in die andere Richtung. Es wird
immer noch fleißig Fisch verkauft, es gibt die üblichen kleinen Büdchen
mit Krimskrams oder Getränken und Knabbereien, einige kleinere Hotels
und Restaurants. Wir entscheiden uns ganz bewusst für eines, das sehr
touristisch aussieht, denn von dem gestrigen Essen habe ich immer noch
Bauchschmerzen und wer mich kennt weiß, dass ich bisher immer und
überall alles ohne Probleme essen konnte. Das von gestern war noch nicht
mal eine Hinterhofspelunke sondern eins von den offenen gegenüber
unserem Hotel. Das Essen ist dann auch wie erwartet unspektakulär aber
erfüllt seinen Zweck. Zurück im Hotel löschen wir um elf das Licht, denn
wir müssen früh raus.
Ja, nun ist ein weiterer Urlaub schon
wieder zu Ende. Indien, dieses faszinierende Land, werden wir auf jeden Fall noch öfter
besuchen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen