Heute mieten wir endlich ein Auto. Der angekündigte Jeep entpuppt sich als Suzuki Karimun und sieht aus wie ein Elefantenrollschuh. Er ist von der gestrigen Segnung noch an der Stoßstange und den Scheibenwischern mit Bastschmuck verziert. Im Laufe der Zeit werden wir ihn liebevoll "unsere treue Möhre" nennen. Aber egal, bei dem Preis wollen wir nicht meckern und nach eingehender Untersuchung nach Schäden, die auch gewissenhaft dokumentiert werden, packen wir die Tasche und fahren los. In Kuta nehmen wir natürlich den falschen Abzweig und müssen uns im Zeitlupentempo die ganze Strandpromenade entlang quälen. Weil es eine Einbahnstraße ohne Querstraße ist, gibt es kein Entrinnen. Als wir endlich draußen sind fahren wir in Legian an einen schönen Strand, wo Nico mit den Wellen seinen Spaß hat. Inzwischen ist es aber Mittag und er ist nicht eingecremt und weil wir eigentlich zu einer Überraschung wollen, fahren wir weiter. Unser Ziel ist Taman Kupu Kupu der Schmetterlingspark.
Es ist schwer sich zu orientieren, da die Ortschaften zum größten Teil
entweder kaum lesbar oder gar nicht beschildert sind und auch weil die
Wegweiser oft hinter Bäumen versteckt stehen und nicht rechtzeitig
entzifferbar sind. Solange wir in der Nähe der Küste fahren, sind
überall Drachen in den verschiedensten Formen und Farben in großer Höhe
am Himmel zu entdecken. Mittlerweile haben wir alle Hunger und weil auch
auf dieser Strecke nirgends ein Restaurant nach unserem Geschmack
winkt, fahren wir kurzerhand zu einem großen zweistöckigen Supermarkt.
Vor dem Eingang spielt eine schlechte Band dröhnend laute Musik und der
Sänger jault grauenhaft dazu. Die Imbisse, die im Eingangsbereich ihr
Essen anbieten, sprechen uns auch nicht wirklich an, deshalb
entschließen wir uns, zwei gegrillte Hühner vom Spieß mitzunehmen, dazu
feuchte Popotücher und Servietten. Wir fahren in eine Seitengasse und
halten an einem überdachten Holzpodest und nehmen dort unsere Mahlzeit
ein. Das Fleisch ist sehr gut gewürzt und wir freuen uns über unser
Abenteurermittagessen. Das findet Nico richtig cool.
Am Strand von Jimbaran
Kleine Parade zum Nationalfeiertag
Wir fahren weiter und machen Halt, um uns nach dem Weg zu erkundigen. In
einem kleinen Warung stört Thomas einen Polizisten beim Einnehmen
seines Mittagessens, der ihm aber freundlich und hilfsbereit den Weg
weist und auf Packpapier eine grobe Skizze malt, nachdem Thomas sich
schützend über unsere Landkarte werfen musste, damit jener nicht direkt
hineinkritzelt, denn sie ist aus der Bücherei. Rechts und links vom
Eingang der Gaststätte haben sich zwei Balinesen mit in den Himmel
ragenden Wampen zum Mittagschlaf niedergelegt. Endlich können wir
weiterfahren und nachdem wir die ersten Reisterrassen und eine kleine
Demonstration, vermutlich zum Nationalfeiertag, passiert haben, finden
wir bald unser Ziel. Fast wären wir daran vorbei gefahren, weil das
Schild so unscheinbar ist. Den Eingang zu dem Gelände markiert eine
Statue, der jemand eine Zigarette in den Mund gesteckt hat und weil sie
sowieso schon eine Fratze schneidet, sieht das Ganze recht grotesk aus.
Der Eingang zum Schmetterlingspark Taman Kupu Kupu
In dem mit Netzen abgehängten Schmetterlingsbereich sieht es ein
wenig aus wie in einem Botanischen Garten, nur dass überall herrliche
große bunte Schmetterlinge flattern. In einem höhlenartigen Durchgang
sind auch noch fette Käfer und Skorpione zu bewundern unter anderem der
Drei-Horn-Nashornkäfer. Das absolute Highlight für Nico aber ist die
Schmetterlingsaufzuchtstation, wo die Kokons hängen bis die
Schmetterlinge geschlüpft sind und wo sie dann noch fünf Tage lang
bleiben, bis sie richtig fliegen gelernt haben, um sich vor den
Gottesanbeterinnen, die es draußen gibt, in Sicherheit bringen zu
können. Dieser Bereich ist höchstens drei mal drei Meter groß und die
Dame, die ihn betreut setzt jedem, der es wünscht, Schmetterlinge auf
die Kleidung oder die Hand. Nico hat kurzerhand zwei Schmetterlinge auf
dem Hemd und einen, der ihm über das Gesicht krabbelt und es sich dann
auf seiner Stirn gemütlich macht. Nico schwebt im siebten Himmel, so
angetan ist er davon, diese wunderschönen und riesigen Schmetterlinge so
nah bei sich zu haben. Die Krönung ist der Atlasspinner, der eine
Spanne von mindestens zwanzig Zentimetern aufweist und das ist nur das
kleinere Männchen. Ich glaube alle Exemplare in diesem Raum haben
mindestens einmal auf Nico gesessen.
Weil Nico sich hier schon so
begeistert gezeigt hat und der Dame immer wieder sagen musste, wie
beautyfull die Schmetterlinge sind, zeigt sie ihm noch die
Stabheuschrecken und wandelnde Blätter und setzt ihm je ein gigantisches
Exemplar auf Arm und Hemd. Beide sind ebenfalls um die zwanzig
Zentimeter lang. Auch davon lässt Nico sich nicht beeindrucken und geht
ganz entspannt damit um. Weil es ihm in der Aufzuchtstation so gut
gefallen hat, möchte er noch ein zweites Mal rein.
Die Kokons
Unser nächstes Ziel ist der Tempel Tanah Lot, wo es den schönsten
Sonnenuntergang von Bali geben soll. Bereits die Straße dorthin ist so
elendig verstopft, dass wir, wenn überhaupt, uns nur im Schritttempo der
Zufahrt zum Tempel nähern können und uns mit unzähligen anderen Autos
und Bussen durch den Eingang quetschen. Vom Parkplatz bis zum Tempel
läuft man durch die unvermeidlichen Gassen der Händler, bis man endlich
das Meer erreicht. Hier ist es zwar sehr voll mit Menschen aus aller
Herren Länder, aber trotz allem herrscht eine tolle entspannte
Atmosphäre und wir gehen bis ganz ans Meer ran und setzen uns auf die
Klippen. Nico hat einen Heidenspaß mit den anbrandenden und hoch
aufschäumenden Wellen. Richtig lustig wird es, wenn die Japaner, die
sich peinliche Verrenkungen ausübend vor der Kulisse fotografieren
lassen, dabei heimtückisch von hinten überspült werden.
Der
Sonnenuntergang vor den aufspritzenden Wellen ist geradezu malerisch und
Nico ist hin und weg von dem Naturschauspiel, obwohl er schon wieder
über und über patschnass ist. Dann wird es dunkel und essen wollen wir
auch noch. In der beginnenden Dämmerung, als wir uns auf den Rückweg zum
Auto machen, erhebt sich plötzlich von den Klippen ein großer Schwarm
Fledermäuse und fliegt über uns hinweg zu einem der Tempel, die auf der
Anhöhe stehen. Das hat etwas sehr mystisches an sich.
Nachdem wir die
Masse der Autos hinter uns gelassen haben, kommen wir bis Kuta relativ
flott durch und halten an einem japanischen Fischrestaurant Sakanaya,
auf dessen Dach ein riesiger blaugelber Fisch thront. Eigentlich handelt
es sich um einen Fischhändler, der aber vor der Tür zwei riesige
Holztische hat, wo man den an der Theke ausgewählten Fisch mit Beilage
und Zubereitung nach Wahl essen kann. Ich lasse mir eine herrliche
Scheibe Thunfisch grillen, dazu knackiges Gemüse, Thomas wählt einen
weißen Fisch mit Pommes und Nico isst Fish and Chips. Zu allem gibt es
eine sehr schmackhafte selbst gemachte Knoblauchsauce. Uns allen
schmeckt es hervorragend und wir sind froh, zur Abwechslung mal ein
tolles Restaurant gefunden zu haben.
Die riesigen Tische teilt
sich der Fischhändler mit einer japanischen Nudelsuppenküche, die auch
noch andere Leckereien zu bieten hat. Das könnte unser
Lieblingsrestaurant werden. Es war so lecker und im Gegensatz zu den
Restaurants in Hotelnähe sagenhaft günstig. Die Rückfahrt dauert
ziemlich lang, weil wir in der Dunkelheit mehrmals falsch abbiegen. Um
halb zehn kommen wir endlich im Hotel an. Nach dem Duschen flitzt Nico
zum Tischfußball und spielt mit einer japanischen Familie. Wir sitzen
auf der Terrasse und können sein Gejubel hören.
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