Für die Hochzeit stehen wir zeitig auf und gehen schnell noch
frühstücken. Es gibt leckere Curries, Sambar, mit Gemüse ausgebackene
Rotis und noch einige weitere Indische Speisen aber auch Europäisches
Frühstück. Thomas und Nico ziehen dann ihre festlichen Dothis an. Um
acht Uhr holt uns der Fotograf ab und wir fahren mit einem kurzen
Zwischenstop beim Blumenladen, wo Prajesh das vorbestellte Gesteck für
das Auto des Brautpaares abholt, zunächst zu Sajin nach Hause. Dort wird
mir der Sari angelegt. Nach und nach füllt sich das Zimmer, bis außer
mir noch sieben weitere Frauen zugegen sind, wovon immer zwei bis drei
davon damit beschäftigt sind, mich einzukleiden. Es wird viel
diskutiert, denn es scheint nicht ganz so einfach zu sein. Sie müssen
schließlich den Sari aus ihrer Sicht seitenverkehrt wickeln. Zunächst
bekomme ich einen Unterrock aus Baumwolle und die goldfarbene Bluse
angezogen und dann wird der ca. 6 Meter lange Saristoff am Anfang und am
Ende gefaltet, um mich herum gewickelt und mir zum Schluss der Rest des
Stoffes über die Schulter gelegt, sodass er lang nach hinten runter
hängt. Damit alles hält, wird der Stoff an mehreren Stellen mit 5
Sicherheitsnadeln befestigt. Zur Abrundung des Outfits bekomme ich noch
ein Bindi auf die Stirn geklebt, dann bin ich fertig. Meine Männer
finden, dass ich damit richtig gut aussehe und von den Damen bekomme ich
ebenfalls viele Komplimente.
Währenddessen wird im Nebenzimmer
schon fleißig gefilmt und fotografiert: unter anderem das auf dem Bett
ausgebreitete Outfit des Bräutigams und ich glaube auch, wie er die
Kleidung anlegt, sowie die Opferstelle für den Hausgott. Danach findet
im Haus die erste Segnung des Bräutigams statt. Dafür wird ein weißes
Tuch auf dem Boden ausgebreitet und ein Kandelaber sowie eine Schale mit
irgend einem Pulver darauf gestellt. Sajin bekommt für jeden, der ihn
segnet, ein längs der Mitte gefaltetes Baumblatt in die Hand, das Pulver
wird ihm ins Blatt gestreut und er muss es zusammen klappen. Dann
berührt er die Füße der ihn segnenden. Das ist in Indien ein Zeichen des
Respekts. Auch Thomas wird dazu aufgefordert. Wir schwitzen uns derweil
die Seele aus dem Leib, denn für diese Prozedur wurden die Ventilatoren
ausgeschaltet, damit die Flammen nicht ausgehen. Wie gut, dass ich nach
meiner Einkleidung noch ein Stofftaschentuch zugesteckt bekommen habe,
mit dem die Damen sich den Schweiß abtupfen und das dann dezent unter
die Bluse geschoben wird, damit es jederzeit verfügbar ist.
Halb zehn fahren wir dann los zum Auditorium des Jaya Hotels.
Natürlich sind wir auch hier wieder die Sensation, zumal wir heute alle
drei in traditioneller Indischer Kleidung erscheinen. Dort treffen wir
Raouf den früheren Ayurveda Arzt vom Deshadan und Shah, den Nachtwächter,
der sich wie immer sehr freut uns zu sehen und noch mehr, als er hört,
dass wir ab Sonntag für eine Woche ins Deshadan kommen. Das hat ihm wohl
noch niemand verraten. Wir nehmen Platz im Saal und dann geht es auch
schon los. Es beginnt mit dem Einlauf des Bräutigams. Voran gehen drei
Musiker und hinter ihm seine Familie mit Blüten und brennenden Lichtern
in den Händen. Sie geleiten ihn bis hinauf auf die festlich geschmückte
Bühne, dann erfolgt die gleiche Prozedur erneut mit der Braut.
Musikalisch begleitet von den Musikanten, die sich an der Seite der Bühne platziert haben, werden die verschiedenen Rituale einer Hinduistischen Hochzeit vollzogen. Das Brautpaar legt sich gegenseitig Goldketten und Blumengirlanden um den Hals. Sie werden gesegnet mit einem orangen Pulver, das ihnen auf die Stirn getupft wird, müssen die Hände kurz über eine Flamme halten, bekommen Kräuter oder kleingeschnittene Blätter auf den Kopf gestreut, werden mit Banane und Milch gefüttert und schließlich umrunden sie Hand in Hand, wobei der Bräutigam voraus geht, mehrmals das rituelle Zentrum der Bühne.
Danach geht die Fotografier-Arie los. Das Brautpaar nimmt wieder auf seinen "Thronsesseln" platz und wird nun eine Ewigkeit in den verschiedensten Konstellationen fotografiert, unter anderem auch mit uns. So voll wie der Saal ist, dauert das natürlich eine ganze Weile. Während der gesamten Zeit hält ein Team von Kameramann, Fotograf und Beleuchtern das ganze Geschehen ununterbrochen auf Bildern fest. Im Gegensatz zu der Hochzeit, bei der wir 2012 dabei sein durften, wo alle immer nur bierernst dreingeschaut haben, lächelt das Brautpaar diesmal auch immer mal für die Fotos und es wird öfter gelacht. Aber Sajin ist ja auch ein lustiger Mensch und wie schön, dass seine Braut Divya zu ihm zu passen scheint, denn die lacht kräftig mit. Und hübsch ist sie auch.
Dann geht es zum Mittagessen. Im Saal ein Stockwerk darüber sind die ellenlangen Tische gedeckt mit den Bananenblättern und es gibt ein weiteres Mal das traditionelle Keralische Sadya, mit den vielen verschiedenen Gerichten.
Als wir wieder runter kommen, können wir auch endlich Abhilash und Sandeep begrüßen, die gerade noch auf den letzten Drücker angekommen sind. Sandeep läuft mit ausgebreiteten Armen auf Nico zu, der, als er ihn sieht, das Taschentuch, mit dem er sich gerade den Mund abgewischt hatte, weit von sich wirft und es ihm gleicht tut und die beiden fallen sich in die Arme. Zwischen Sandeep und Nico bestand von Anfang an seit unserem ersten Besuch in Varkala 2012 eine ganz besondere Beziehung. Dann müssen wir noch einmal auf die Bühne, um mit dem Team des Deshadan und dem Brautpaar fotografiert zu werden. Schließlich verabschieden wir uns zunächst einmal und werden zurück ins Hotel gebracht. Diesmal fahren wir am Promenierstrand von Calicut vorbei, der sehr gepflegt ist und wo sich ein paar Menschen tummeln. Wir haben übrigens während unseres bisherigen Aufenthaltes in Calicut keine weiteren "Weißhäutigen" außer uns gesehen.
Musikalisch begleitet von den Musikanten, die sich an der Seite der Bühne platziert haben, werden die verschiedenen Rituale einer Hinduistischen Hochzeit vollzogen. Das Brautpaar legt sich gegenseitig Goldketten und Blumengirlanden um den Hals. Sie werden gesegnet mit einem orangen Pulver, das ihnen auf die Stirn getupft wird, müssen die Hände kurz über eine Flamme halten, bekommen Kräuter oder kleingeschnittene Blätter auf den Kopf gestreut, werden mit Banane und Milch gefüttert und schließlich umrunden sie Hand in Hand, wobei der Bräutigam voraus geht, mehrmals das rituelle Zentrum der Bühne.
Danach geht die Fotografier-Arie los. Das Brautpaar nimmt wieder auf seinen "Thronsesseln" platz und wird nun eine Ewigkeit in den verschiedensten Konstellationen fotografiert, unter anderem auch mit uns. So voll wie der Saal ist, dauert das natürlich eine ganze Weile. Während der gesamten Zeit hält ein Team von Kameramann, Fotograf und Beleuchtern das ganze Geschehen ununterbrochen auf Bildern fest. Im Gegensatz zu der Hochzeit, bei der wir 2012 dabei sein durften, wo alle immer nur bierernst dreingeschaut haben, lächelt das Brautpaar diesmal auch immer mal für die Fotos und es wird öfter gelacht. Aber Sajin ist ja auch ein lustiger Mensch und wie schön, dass seine Braut Divya zu ihm zu passen scheint, denn die lacht kräftig mit. Und hübsch ist sie auch.
Dann geht es zum Mittagessen. Im Saal ein Stockwerk darüber sind die ellenlangen Tische gedeckt mit den Bananenblättern und es gibt ein weiteres Mal das traditionelle Keralische Sadya, mit den vielen verschiedenen Gerichten.
Als wir wieder runter kommen, können wir auch endlich Abhilash und Sandeep begrüßen, die gerade noch auf den letzten Drücker angekommen sind. Sandeep läuft mit ausgebreiteten Armen auf Nico zu, der, als er ihn sieht, das Taschentuch, mit dem er sich gerade den Mund abgewischt hatte, weit von sich wirft und es ihm gleicht tut und die beiden fallen sich in die Arme. Zwischen Sandeep und Nico bestand von Anfang an seit unserem ersten Besuch in Varkala 2012 eine ganz besondere Beziehung. Dann müssen wir noch einmal auf die Bühne, um mit dem Team des Deshadan und dem Brautpaar fotografiert zu werden. Schließlich verabschieden wir uns zunächst einmal und werden zurück ins Hotel gebracht. Diesmal fahren wir am Promenierstrand von Calicut vorbei, der sehr gepflegt ist und wo sich ein paar Menschen tummeln. Wir haben übrigens während unseres bisherigen Aufenthaltes in Calicut keine weiteren "Weißhäutigen" außer uns gesehen.
Während wir im Hotel abhängen, bricht gegen fünf Uhr ein heftiges
Gewitter über Calicut herein mit Donner und Blitzen und es regnet wie
aus Eimern. Sajin ruft uns an, dass wir erst gegen halb sieben abgeholt
werden, weil sie wegen des starken Regens ein paar Probleme haben.
Viertel nach sechs werfen wir uns in Schale. Am Vormittag haben wir
Indischen Chic getragen, für die Abendparty Europäischen. Thomas trägt
einen Anzug, ich ein Kostüm und Nico schwarze Hose und Hemd. Sajins
Bruder holt uns ab und als wir im Haus ankommen ist schon wieder mächtig
was los. Sajin und seine Braut werden erneut mit allen Leuten und auch
uns fotografiert. Wir werden zum Balkon geleitet wo wir Bier und
Kokoswein bekommen und uns mit Shah unterhalten. Abhilash und Sandeep
sind leider nicht da. Sie sind nach Wayanad gefahren und kommen morgen
zurück nach Calicut. Wieder kommen alle möglichen Gäste, um uns zu
begutachten und Fotos und Konversation mit uns zu machen und wieder
verteilen wir Luftballons an alle Kinder. Wie gut, dass Nico einen
ganzen Beutel in den Koffer gepackt hatte. Es schieben sich immer wieder
neue Leute nach und zeitweilig ist der Balkon so voll, dass man fast
befürchten muss, dass er einstürzt. Nein, das war nur Spaß. Das ganze
Haus ist sehr stabil gebaut. Es hat vier Schlafzimmer, eine Toilette und
ein Badezimmer, eine Küche im Haus drin und eine weitere als Anbau mit
lediglich vergittertem Fenster. Oben gibt es den Balkon und unten eine
kleine Veranda, eine große Terrasse und einen Garten mit einem eigenen
Brunnen. Es müssen natürlich wieder unzählige Selfies mit uns gemacht
werden, aber das tun wir gern.
Nico amüsiert sich mit den kleinen Jungs, die sich immer wieder um ihn scharen, und wir bekommen Gesellschaft von den "hard boys", die eine Whiskeyflasche im Rucksack versteckt dabei haben und ihn verstohlen trinken und dazu rauchen. Später versucht einer von ihnen Thomas zu überreden, mit ihm eine Spritztour auf dem Motorrad zu machen. Klar! Gerade noch haben wir uns alle über den auf die Whiskeyflasche aufgedruckten Satz "Driving drunk is punishable" amüsiert und dann soll sich Thomas mit einem Angetrunkenen in den schon im nüchternem Zustand extrem Nerven aufreibenden und alle Sinne fordernden Indischen Verkehr stürzen? Er lehnt natürlich dankend ab. Etwas später haben wir viel Spaß mit den Kindern verschiedenen Alters aus der Nachbarschaft. Inbrünstig singen sie uns Lieder auf Malayallam vor und wir revanchieren uns mit dem 'Jäger aus Kurpfalz', einem Lied von Helge Schneider, das wir alle auswendig können und anderen Deutschen Liedern, die sie von uns fordern und nach jedem Song begeistert Beifall klatschen. Die Kinder sind so rührend und unterhalten uns prächtig. Dann gehen wir etwas essen. Im Garten stehen Tische und Stühle und es gibt leckere Curries mit Reis und Rotis.
Gegen halb elf legt der Discjockey los und spielt richtig geile harte Tanzmusik. Die Tanzfläche kocht, es gibt Disolichter, eine Nebelmaschine und ab und zu wird Glitzerzeug aus der Dose in die Menge gesprüht. Es wird gepfiffen und gejohlt was das Zeug hält und wir mischen uns unter die Meute. Auch Nico ist dabei und kaum, dass er die Tanzfläche betritt, wird er begeistert umringt. Thomas wird unter anderem von einer Frau total in Beschlag genommen und muss mit ihr abhotten. Alle haben einen Riesenspaß. Weil fast nur Männer am Tanzen sind, halte ich mich etwas abseits und geselle mich zu Sajins Mutter, die hinter dem Discjockey auf einem Stuhl stehend mittanzt und dann den Arm um mich legt. Ich tue es ihr gleich und wir genießen zusammen einfach den Moment. Sajins Eltern sind richtig nette und aufgeschlossene Leute, deren liebevolle Gastfreundschaft uns das Gefühl gibt, dass wir mehr als willkommen sind.
Nico amüsiert sich mit den kleinen Jungs, die sich immer wieder um ihn scharen, und wir bekommen Gesellschaft von den "hard boys", die eine Whiskeyflasche im Rucksack versteckt dabei haben und ihn verstohlen trinken und dazu rauchen. Später versucht einer von ihnen Thomas zu überreden, mit ihm eine Spritztour auf dem Motorrad zu machen. Klar! Gerade noch haben wir uns alle über den auf die Whiskeyflasche aufgedruckten Satz "Driving drunk is punishable" amüsiert und dann soll sich Thomas mit einem Angetrunkenen in den schon im nüchternem Zustand extrem Nerven aufreibenden und alle Sinne fordernden Indischen Verkehr stürzen? Er lehnt natürlich dankend ab. Etwas später haben wir viel Spaß mit den Kindern verschiedenen Alters aus der Nachbarschaft. Inbrünstig singen sie uns Lieder auf Malayallam vor und wir revanchieren uns mit dem 'Jäger aus Kurpfalz', einem Lied von Helge Schneider, das wir alle auswendig können und anderen Deutschen Liedern, die sie von uns fordern und nach jedem Song begeistert Beifall klatschen. Die Kinder sind so rührend und unterhalten uns prächtig. Dann gehen wir etwas essen. Im Garten stehen Tische und Stühle und es gibt leckere Curries mit Reis und Rotis.
Gegen halb elf legt der Discjockey los und spielt richtig geile harte Tanzmusik. Die Tanzfläche kocht, es gibt Disolichter, eine Nebelmaschine und ab und zu wird Glitzerzeug aus der Dose in die Menge gesprüht. Es wird gepfiffen und gejohlt was das Zeug hält und wir mischen uns unter die Meute. Auch Nico ist dabei und kaum, dass er die Tanzfläche betritt, wird er begeistert umringt. Thomas wird unter anderem von einer Frau total in Beschlag genommen und muss mit ihr abhotten. Alle haben einen Riesenspaß. Weil fast nur Männer am Tanzen sind, halte ich mich etwas abseits und geselle mich zu Sajins Mutter, die hinter dem Discjockey auf einem Stuhl stehend mittanzt und dann den Arm um mich legt. Ich tue es ihr gleich und wir genießen zusammen einfach den Moment. Sajins Eltern sind richtig nette und aufgeschlossene Leute, deren liebevolle Gastfreundschaft uns das Gefühl gibt, dass wir mehr als willkommen sind.
Inzwischen ist auch Sajin wieder aufgetaucht, der von ein paar
Spaßvögeln zwischendurch mit Rasierschaum eingeseift wurde und erst mal
duschen gehen musste. Wir planen den morgigen Tag und er teilt uns mit,
dass er beide Übernachtungen im Hotel im voraus für uns bezahlt hatte.
Der Rezeptionist sagte bei unserer Ankunft es sei nur eine. Das müssen
wir dann noch klären. Ich habe in meinem IPad die Voucher von Sajin
geschickt bekommen. Egal wie sehr wir uns bemühen, Sajin weist es weit
von sich, dass wir ihm das Geld für das Hotel erstatten. Das ist uns
ziemlich unangenehm, denn wir wissen ja, dass das ein Haufen Geld in
Indien ist. Und überhaupt haben wir seit unserer Ankunft in Calicut fast
kein Geld ausgegeben, lediglich für ein paar Getränke und die Hemden,
denn wir wurden ja jederzeit chauffiert und mit Essen versorgt. Um ihn
zu überlisten, packen wir das Geld für das Hotel in den Umschlag dazu,
den wir ihm als Hochzeitsgeschenk übergeben. Er gibt uns auch schonmal
unsere Tickets für die Bahnfahrt am Sonntag. Zusammen gehen wir noch
eine Runde tanzen, inzwischen sind wir sowieso schon alle patschnass
geschwitzt.
Den Jungs, die sich den Whiskey gegeben haben, merkt
man das inzwischen leider an, und um unangenehme Situationen zu
vermeiden, verabschieden wir uns um zwölf. Die zwei Jungs die uns am
ersten Tag rumgefahren haben, bringen uns zum Hotel und der Watchman
muss noch ein paar Fotos von uns allen zusammen machen. Wir werden die
beiden leider nicht wieder sehen, denn morgen fahren sie nach Hause. Sie
sagen, dass wir unbedingt noch einmal nach Calicut kommen sollen, sie
kämen dann auch um uns zu sehen, und wir denken nach all der hier
empfangenen Freundlichkeit und Gastfreundschaft tatsächlich darüber
nach. Wir gehen alle noch schnell unter die Dusche und dann ab ins Bett.
Das war für uns bisher der tollste Tag, denn wir in Indien je erlebt haben. Davon werden wir noch lange zehren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen