ANKUNFT IN DELHI



Delhi - Regierungssitz Indiens, knapp siebzehn Millionen Einwohner, Stadt der Gegensätze. Von stinkend, laut und beengend voll bis idyllisch ruhig, grün und beschaulich. Diese Stadt hat für jeden Geschmack und jede Tolereranzgrenze etwas zu bieten.

Unser Flug mit Air India war völlig in Ordnung. Prima Beinfreiheit, nur 7,5 Stunden, alles pünktlich, Essen -nun ja, aber Hauptsache man kommt heil an.

Der pickup service von unserem Hotel steht auch parat: ein gut aussehender Sikh mit dickem blauen Turban. Kaum sind wir in den Straßen Delhis unterwegs, hat uns Indien wieder. Es wird gehupt von allen Seiten und gerempelt; einmal haben wir sogar Aussenspiegelkontakt mit einem anderen Auto. Auf der Hauptstraße sind alle möglichen Vehikel unterwegs inklusive Fahrradrikshas und Pferdekutschen, verbeulte Laster und Busse, vollgestopfte Minibusse und Tuk Tuks. Wir passieren den Lotustempel, der durch seine herausragend moderne aber zugleich ungewöhnliche Architektur hervorsticht. Davor hat sich eine lange Schlange gebildet, der Besuch dieses Tempels scheint sehr angesagt zu sein.

Wir erreichen unser kleines Hotel im Süden von Delhi in einem relativ ruhigen Wohngebiet. Auf der Dachterrasse gibt es einen Pavillon zum Chillen und einen Blick über die Dächer Delhis sowie auf den Lotustempel.



 The Amber


 Auf der Dachterrasse








 Der Müllhaufen gegenüber


Dort erleben wir auch gleich die Indische Gemütlichkeit. Wir bestellen ein Bier, ein Tonic und eine Sprite. Eine viertel Stunde später kommt das Bier. Nochmal zwanzig Minuten später die Sprite und die Auskunft, es gäbe kein Tonic. Aber in einer halben Stunde. Egal - wen stört's? Nach den winterlichen Temperaturen ist es einfach nur schön, bei über dreißig Grad den Urlaub zu beginnen. Im Hintergrund jault der Muezzin, dringt hin und wieder Gehupe zu uns rüber, die Tölen vom Nachbargrundstück bellen in einer Tour und das Ganze wird umweht von einem Hauch von einer Kloake, die sich unweit des Hotels zu befinden scheint. Ja, so ist Indien und sicherlich muss man das mögen. Wir tun es!

Nachdem wir uns ausgiebig entspannt haben, wollen wir einkaufen. Der erste Tuk Tuk Fahrer reagiert auf unsere Frage nach einem Supermarkt mit einem Kopfschütteln, wendet und lässt uns wie die Deppen auf der Straße stehen. Der nächste hat auch keine Ahnung oder versteht uns nicht also lassen wir uns zur U-Bahn fahren. Für nicht mal einen Euro bekommen wir drei Tickets in Form von Plastikchips. Der Einlass wird erst nach einer Sicherheitskontrolle ähnlich wie am Flughafen gewährt.

Während der gesamten Fahrt in der doch sehr modernen und sauberen Bahn wird man unablässig mit Hinweisen beschallt: Spucken ist verboten, das hinterste Abteil ist für Frauen reserviert, unbeaufsichtigte Radios, Spielzeuge, Aktentaschen usw. könnten eine Bombe sein und müssen dem Sicherheitspersonal gemeldet werden und und und.





















 Im Frauenabteil


An der Station Khawri Bazaar steigen wir aus. Wir landen in einer unglaublichen Straße. Sie ist bis auf den letzten Quadratzentimeter gefüllt mit Menschen, Hunden, Ziegen, Fahrradrikshas, Tuk Tuks, Mopeds und Leuten, die Handkarren ziehen, Straßenbuden, Metallgeschäften und total verlotterten Häusern. Es ist so eng, dass mir eine Riksha ans Bein fährt. Nachdem ich den Dreck weggewischt habe, bleibt ein dicker blauer Fleck an der Wade. Wir schnappen uns eine Fahrradriksha - Nico sitzt hintenraus entgegen der Fahrtrichtung - und der erstaunlich rüstige Alte kutschiert uns ohne genaue Wegangabe aus dem Chaos heraus zum Roten Fort. Das ist eine riesige beeindruckende Anlage, wir gehen aber nicht rein.


























Unseren Hunger stillen wir mit Samosas und anderen Teigtaschen und Nico bekommt von einem freundlichen Sikh ein Bathura frisch frittiert und in Zeitungspapier verpackt. Das ununterbrochene Hupkonzert rings um uns nervt auf Dauer total, also wollen wir weg von hier. Wir heuern einen "Taxifahrer" an, der uns zu seinem alten und klapprigen Jeep Marke Indischer Eigenbau führt. Nun müssen wir noch eine zweistündige Fahrt über uns ergehen lassen, weil der bemühte aber ahnungslose Herr wirr in Delhi herumfährt, um uns zuerst zu einem Supermarkt und dann zurück ins Hotel zu bringen. Der Jeep ist so lahm, dass uns sogar die Tuk Tuks hupend überholen und auf den holprigen Strassen wird das Geklapper ohrenbetäubend. Inzwischen wird es dunkel und aus mir unerfindlichen Gründen schaltet er das Licht im Auto an, woraufhin ich binnen weniger Minuten von Mücken zerstochen werde.






























Irgendwann landen wir endlich im Hotel und sind am Überlegen, ob wir Delhi nicht doch einen Tag früher den Rücken kehren. Es ist laut, dreckig und stinkt überall. Mal sehen, wie das mit dem Auto mieten morgen klappt.




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